Rossboden-Formation
Darstellung und Status
- Farbe RGB
- R: 200 G: 160 B: 115
- Rang
- tektonisch-begrenzte lithostratigrafische Einheit
- Gebrauch
- Element ist in Gebrauch
- Status
- informeller Begriff
Nomenklatur
- Deutsch
- Rossboden-Formation
- Français
- Formation du Rossboden
- Italiano
- Formazione del Rossboden
- English
- Rossboden Formation
- Herkunft des Namens
- Historische Varianten
-
Blättermolasse (Gerber 1922), Stampische Kalknagelfluh (Gerber 1925), Rossboden-Formation (Schmid 1970, Rutsch & Schlüchter 1973)
Beschreibung
- Mächtigkeit
- Max. 200 m, jedoch nie mehr als 50 m aufgeschlossen (Schmid 1970).
Hierarchie und Abfolge
- Hangendes
- Liegendes
- Obergrenze
-
tektonische Grenze (Überschiebung)
- Untergrenze
-
tektonische Grenze (Überschiebung)
Alter
- Alter Top
-
- frühes Chattien
- Alter Basis
-
- frühes Chattien
Geografie
- Geographische Verbreitung
- Rossboden-Schuppe der Subalpine Molasse, auf der Nordseite des Gurnigels.
Paläogeografie und Tektonik
-
- USM-I
- Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
- Herkunftstyp
-
- sedimentär
- Metamorphose
- unmetamorph
Referenzen
- Erstdefinition
-
(1970) :
Geologie der Gegend von Guggisberg und der angrenzenden Subalpinen Molasse. Beitr. Geol. Karte Schweiz (N.F.) 139, 114 Seiten
Der Name Rossboden stammt von einer Alphütte, unweit der diese Formation besonders schön aufgeschlossen ist (Koord. 592.700/176.300). E. GERBER (1925), der diese Formation unter dem Namen «Stampische Kalknagelfluh» beschrieb, gab ihr ein mittel- bis oberstampisches Alter.
Die Rossboden-Formation ist vor allem auf der Nordseite des Gurnigels gut aufgeschlossen. Da in unserem Kartengebiet die Aufschlüsse sehr mangelhaft sind, ist es schwierig, allgemeine paläogeographische Schlussfolgerungen zu ziehen. Während bei CH. EMMENEGGE(R19 62) in der Gegend von La Roche diese Formation durch eine Schichtenfolge rupelischen Alters vom oberen Chattien (Seftigschwand-Formation abgetrennt) wird, konnten wir bei uns diese Trennung nie beobachten. Soweit es die Aufschlüsse zulassen, liegt die Rossboden-Formation tektonisch direkt über der Seftigschwand-Formation. Im Hangenden wird sie durch den Wildflysch oder durch die Wolfsegg-Formation überlagert.
- Neubearbeitung
-
(1987) :
Schweizerisches Mittelland (Molasse). Internationales Stratigraphisches Lexikon Vol.1 Fasc.7b
ROSSBODEN-FORMATION
USM (?Oberes Stampien oder ?Aquitanien)
Schmid, G. (1970): Geologie der Gegend von Guggisberg und der angrenzenden subalpinen Molasse. - Beitr. geol. Karte Schweiz [N.F.] 139, p.72.
Originalzitat: «Die Rossboden-Formation ist vor allem auf der Nordseite des Gurnigels gut aufgeschlossen. Die groben Kalknagelfluhbänke... stellen das Hauptmerkmal der Rossboden-Formation dar. Diese Konglomerate bilden etwa 95 % der Sedimente. Die restlichen 5 % werden durch gelbe Mergel und grobe Sandsteine gebildet.»
Synonyma: Stampische Kalknagelfluh Gerber 1925b: 36, >>> Lienegg-Formation p.p. Blau 1966: 58.
Typlokalität: Rossboden, ca. 3 km SSE Guggisberg, LK-Bl.1206 Guggisberg, Koord. 592.660/176.340. Bestes Profil im Unter Gurnigelwald, Koord. 602.000/178.750, Höhe ü. M. 1160 - 1200 m (Schmid 1970: 77).
Lithologie: Siehe Originalzitat. Konglomerate in Bänken von 10-20 m Mächtigkeit, 95% Flyschgerölle (feinkörnige gelbliche Sandsteine oder Sandkalke). Selten: Biancone, Radiolarite, rote Granite, Gerölle (max. bis 70 cm), oft schlecht gerundet, mit scharfkantigen Ecken. Bindemittel grobkörnig-sandig. Untergeordnet neben den Konglomeraten: hellgelbe, grobe und konglomeratische Sandsteine, oft an Gurnigel-Sandstein erinnernd, sowie intensiv gelbe (nie bunte), sandige Mergel.
Mächtigkeit und stratigraphischer Verband: Nicht über 200-250 m (Schwantenbuechallmid bei Koord. 594.625/177.750). Formation im N auf >>> Seftigschwand-Formation überschoben, im S von >>> Wolfsegg-Formation überschoben.
Verbreitung, Fazies und Paläogeographie: Formation grossenteils von Schuttmassen bedeckt, doch weist die konstante Höhenlage der verschiedenen Aufschlüsse auf ungestörten Zusammenhang. Die typische Nagelfluh reicht bis gegen die Sense und möglicherweise noch über diese hinaus (vgl. Schmid 1970: 81). Nach E setzt sich die flyschgeröllreiche Kalknagelfluh als >>> Lienegg-Formation bis nach Längmoos an der Gürbe (1,5 km SSE Wattenwil) fort, um dann unter Quartärbedeckung zu verschwinden. Die Rossboden-Nagelfluh wurde in einem fluviatiltorrentiellen Milieu abgelagert. Die von Schmid (1970: 81) als Indiz für mögliche marine Einflüsse angeführten vereinzelten Glaukonitkörner und Bryozoenreste sind nicht beweisend (Transport des Glaukonits in kleinen Komponenten von Flyschsandkalk, vgl. Habicht 1945a: 134 und Haldemann 1948: 44). Nach Schmid (1970: 81) wäre die Rossboden-Nagelfluh ein oligozänes Vorstadium des mittelmiozänen Guggisberg-Schuttfächers. Doch sucht man vergeblich nach einer Schüttungsachse; die Kalknagelfluhen nehmen gegen das Gürbetal hin nicht ab, und die Dominanz der Flyschgesteine bei den Geröllen sowie die gelben Mergel erinnern an die Honegg-Mergel mit ihren Kaltbach-Nagelfluhen (>>> Honegg-Serie). Die Nagelfluhen der Rossboden- und Lienegg-Formation dürften daher eher als wildbachartige Schüttungen aus einer nahegelegenen Flysch-Randkette gedeutet werden.
Fossilinhalt und Alter: Schmid erwähnt keine Fossilien. Aufgrund der regionalgeologischen Position innerhalb der subalpinen Molasse hält er das Alter für «Unteres Chattien». Auf dem Gebiete des benachbarten LK-Blattes 1207 Thun schloss Gerber (1925b: 38) für die gleiche Abfolge nach Landschneckenfunden auf stampisches Alter («Stampische Kalknagelfluh», vgl. >>> Lienegg-Formation). Nach Blau (1966: 81) wäre für diese Nagelfluhen allerdings ein aquitanes Alter wahrscheinlich (>>> Lienegg-Formation).
Literatur: Beck & Gerber 1925: Karte; Blau 1966: 81; Gerber 1925b: 36-38; Rutsch & Schlüchter 1973: Tab.; Schmid 1970: 9, 77-82, Tafn. I und II.