Bündnerschiefer s.l.

Darstellung und Status

Farbe CMYK
N/A
Farbe RGB
R: 125 G: 125 B: 125
Rang
lithostratigraphische Gruppe
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
obsoleter Begriff (nicht mehr verwendet)

Nomenklatur

Deutsch
Bündnerschiefer s.l.
Français
Bündnerschiefer s.l.
Italiano
Bündnerschiefer s.l.
English
Bündnerschiefer s.l.
Herkunft des Namens

Kanton Graubünden (GR)

Historische Varianten

Bündtnerschiefer (Studer 1837), Graue Schiefer (Studer 1851-53), Bündner Schiefer = Bündnerschiefer = Schistes des Grisons (Theobald 1864), Bündnerschiefer (Gerlach 1869, Studer 1872, Heim 1891, Schmid & Preiswerk 1908, Argand 1911, Heim 1919-22), Schistes des Grisons (Rollier 1923, Haug 1924), Bündnerschiefer Graubündens (Staub 1942b), Bündnerschiefer = Grison schists (van der Plas 1959), Schistes lustrés = Glanzschiefer, calcescisti

Beschreibung

Beschreibung

Monotone, leicht metamorphe, tonig-sandig-kalkige Sedimentserie (weitgehend fossilfrei), die im tektonisch Liegenden durch das Helvetikum und im Hangenden durch mittel- und südpenninische sowie ostalpine Einheiten begrenzt werden.

Alter

Alter Top
  • Kreide
Alter Basis
  • Kreide
Datierungsmethode

Lias (Alb. Heim ----)

Geografie

Geographische Verbreitung
Wallis, Graubünden (u.a. Chur, Schyn, Domleschg, Viamala), Hohe Tauern
Typusregion
Gebiet Prätigau-Chur-Domleschg (GR)

Referenzen

Erstdefinition
Studer B. (1837) : Die Gebirgsmasse von Davos. Neue Denkschr. allg. Schweiz. Ges. f. ges. Natw. 1 (1836)
Neubearbeitung
Rutsch R. F., ... (1966) : Alpes suisses et Tessin méridional. Lexique stratigraphique international, vol. 1 Europe, fasc. 7c

BÜNDNERSCHIEFER

Mesozoikum

der penninischen Decken

B. Studer (1837): Die Gebirgsmasse von Davos. Neue Denkschr. d. allg. Schweiz. Ges. f. d. gesammten Natw., 1. - (1836): 18-27.

Mit dem Namen «Bündtnerschiefer» bezeichnet Studer in der oben genannten Publikation, die einen von ihm gehaltenen Vortrag wiedergibt, die ausgedehnten Schieferbildungen im Gebiet Prätigau-Chur-Domleschg. Später, in seiner «Geologie der Schweiz» (1851-53) ersetzt Studer die Bezeichnung «Bündnerschiefer» durch den stratigraphisch und régional umfassenderen Begriff «Graue Schiefer» (>>>). In seinem «Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz» (1872) beginnt Studer seine Ausführungen über den Begriff «Bündnerschiefer»:

«Graue Schiefer, stud. z. Th. Graue und schwarze Thon- und Mergelschiefer, meist aufbrausend, theils leicht zerfallend, theils durch stärkeren Kieselgehalt übergehend in thonige oder reinere Kalkschiefer; als Einlagerungen auch dickere Bänke von dunkelgrauem Kalk; oft auch abwechselnd mit dunkelgrauen, festen Sandsteinen und Sandsteinschiefern. Nicht selten sind diese Schiefermassen durchzogen von farblosen Quarzbändern oder grosskörnigen Gemengen von glasigem Quarz und Kalk-spath, einige Zoll bis ein fuss mächtig, der Schieferung parallel oder Klüfte ausfüllend. Zuweilen auch erhöht sich der Glanz des Thonschiefers bis zur AehnHchkeit mit Glimmer, oder es ist wirklich hellgrauer Glimmer ausgeschieden, mit welchem dünne Quarzstreifen verwachsen sind, und man würde unbedenklich die Steinart für Glimmerschiefer erklären, wenn sie nicht mit der grossen Masse der Thon- und Kalkschiefer in engster Verbindung stände. Auffallend sind die vielen Biegungen und gewaltsamen Knickungen dieser Schiefer, so dass oft auf eine Erstreckung weniger Meter in einer Schichtlage eine Menge von Sätteln und Mulden auf einander folgen. Diesen Biegungen folgen auch die Quarzbänder und stehen an der Aussenfläche frei hervor, wenn der Schiefer durch Verwitterung ausgefallen ist.»

Des weiteren gibt Studer an, dass grosse Teile der Gebirge des nördlichen und mittleren Graubündens aus dieser Schieferbildung bestehen. Ihr Alter sei unentschieden; es könne sich nach Theobald um Lias und Unterjura handeln, indessen sei es möglich, dass die Bündnerschiefer mehreren Formationen verschiedenen Alters entsprechen.

Sehr eingehend hat sich dann Alb. Heim mit dem Problem der Bündnerschiefer befasst. In seiner «Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein» (1891) sind die S. 251-344 den Bündnerschiefern gewidmet und in seiner «Geologie der Schweiz» (1919-22) der zusammenfassende Abschnitt S. 496-506 (Bd. II). Hier ordnet er unter dem Begriff «Bündnerschiefer» die Gesteingruppen Glanzschiefer, Schistes lustrés (>>>), Schistes gris, Kalkphyllite und graue Schiefer (>>>) ein und vertritt die Auffassung, dass die «eigentlichen Bündnerschiefer» hauptsächlich liasischen Alters seien und höchstens noch in den Dogger hinaufreichen; in den Westalpen könne ihre Basis noch in die obere Trias fallen. Der sicher tertiäre Teil der Schieferbildungen solle nicht mehr den Bündnerschiefern zugezählt werden, sondern «Flysch, Prätigauerflysch, Niesenflysch» genannt werden.

In der Folge haben sich zahlreiche Autoren, besonders R. Staub und einige seiner Schüler mit der Bearbeitung schweizerischer Bündnerschiefergebiete befasst. In Anlehnung an die von Pierre Termier für die Schiste lustrés der Westalpen postulierte These einer «série comprehensive», die vom Lias bis ins Tertiär durchlaufe, hat R. Staub (z.B. 1939 und 1943) nach lithologischen Gesichtspunkten die Bündnerschiefer-Serien in Graubünden und im Wallis in Lias, Aalenien, Dogger, Malm und Kreide aufzugliedern versucht.

Ein charakteristisches Beispiel einer nach solchen Gesichtspunkten aufgestellten stratigraphischen Gliederung gibt H. Jäckli (1939 und 1941) für die Bündnerschiefer des Tomül-Lappens (Misoxer Zone) im obersten Abschnitt des Safientals: (...)

Heutige Definition des Begriffs «Bündnerschiefer».

Nach den neuesten Arbeiten von H. Bolli & W. Nabholz (1959) und R. Trümpy (1960) bezeichnet man als Bündnerschiefer die in den Eugeosynklinial-Trögen der nachmaligen penninischen Decken abgelagerten mesozoischen Gesteine, die aus Kalk, Sand und Ton bestehen, in Form vorwiegend detritischer Komponenten in der Korngrösse des Feinsandes und Siltes. Diese marinen Sedimente sind alpinmetamorphisiert, vom Katabereich bis zum schwachen Epibereich. Die von H. Bolli & W. Nabholz (1959) untersuchte Mikrofauna ist ausserordentlich armselig, die Makrofauna ist noch spärlicher (Lias, siehe oben).

Der Begriff «Bündnerschiefer» ist nicht mehr ein Synonymausdruck für «Schistes lustrés» (>>>) und «Calcescisti», wie es z.B. noch Alb. Heim annahm. Die Schistes de Ferret (>>>) der nordpenninischen Zone Val Ferret-Sion, der sog. «Preflysch» R. Trümpy's, fallen unter den Oberbegriff «Bündnerschiefer», nicht aber unter denjenigen der «Schistes lustrés». Der Lias des Gotthard-Massivs (früher «gotthardmassivische Bündnerschiefer» genannt) wird nicht mehr zu den Bündnerschiefern gerechnet, weil er nicht in einem penninischen Geosynklinaltrog, sondern in einem nördlicheren Subsidenzbecken abgelagert wurde [H. Bolli & W. Nabholz (1959: 250-251)].

Ausführliche Diskussionen über den Begriff «Bündnerschiefer» sowie über dessen Abgrenzung gegenüber dem Begriff «Flysch» finden sich in W. Nabholz (1951: 148-149), in H. Bolli & W. Nabholz (1959: 238 ff.) und in R. Trümpy (1960: ... ff).

Geographische Verbreitung

In den penninischen Decken und besonders in folgenden Gebieten: Unterengadiner Fenster, Avers-Bergell, Misox-Prätigau-Lugnez, Muldenzüge im Bereich der Tessiner- und Simplon-Decken, Zonen von Zermatt-Saas Fee und des Combin im Wallis (im Liegenden der Dent-Blanche-Decke, hier vorwiegend Schistes lustrés genannt), Nordrand des Walliser Penninikums (hier Schistes de Ferret oder Preflysch genannt).

Fossilführung

Ausserordentlich spärliche (Makro- und Mikrofauna, für Graubünden siehe H. Bolli & W. Nabholz (1959), für die Schistes de Ferret s.d., ferner siehe Schistes lustrés und Prätigau Schiefer.

Artikel über spezielle Bezeichnungen aus den Bündnerschiefer-Schichtreihen siehe:

Aulmarmor

Bärenhornschiefer

Faltschonbreccie

Grava-Kalkphyllite

Lugnezerschiefer

Terrischiefer

Tomülschiefer

Viamalaschiefer.

Vgl. ferner:

Graue Schiefer

Prätigauschiefer

Préflysch

Schistes de Ferret.

Literatur: B. Studer (1837); B. Studer (1851-53); B. Studer (1872); Alb. Heim & C. Schmidt (1891); Alb. Heim (1919-1922); K. Staub (1939); R. Staub (1943); H. Jäckli, V. Streiff & R. Staub (1939); H. Jäckli (1941); W. Nabholz (1945); P. Nänny (1948); W. Nabholz (1951); R. Trümpy (1957); R. Trümpy (1958); H. Bolli & W. Nabholz (1959); R. Trümpy (1960).

  • Schistes lustrés Piémontais

    Name Origin

    Lustre argenté dû à l'abondance de séricite soyeuse.

    Rang
    lithostratigraphische Gruppe
    Status
    inkorrekter Begriff (jedoch informell gebraucht)
    Gültiger Begriff
    Rousse_Serie (Tsate) Graue-Serie (Tsate) Garda-Bordon-Formation
    Kurzbeschreibung

    Calcschistes de patine brun-gris à reflets argentés (gris foncé à la cassure) et schistes pélitiques noirs crétacés de l'océan piémontais («südpenninische Bündnerschiefer»).

    Age
    Kreide
  • Bündnerschiefer s.s. (Unterpenninikum)

    Name Origin
    Kanton Graubünden (GR)
    Rang
    lithostratigraphische Gruppe
    Status
    inkorrekter Begriff (jedoch informell gebraucht)
    Kurzbeschreibung
    Nordpenninische Bündnerschiefer (Valaisan-Trog).
    Age
    Kreide
  • Gotthardmassivische Bündnerschiefer

    Rang
    lithostratigraphische Einheit
    Status
    obsoleter Begriff (nicht mehr verwendet)
    Nomenclatorial Remarks
    <p>Nufenenschiefer (Studer 1872), Nufenen-Scopi-Knotenschiefern (Heim 1891)</p>
    Kurzbeschreibung

    Schiefriger Lias (dunkle Kalkschiefer und Granatphyllite) und Quartenschiefer der Gotthard-Decke.

    Age
    Früher Jura
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