Randen-Grobkalk

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Darstellung und Status

Farbe CMYK
(0%,7%,36%,12%)
Farbe RGB
R: 225 G: 210 B: 145
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
informeller Begriff

Nomenklatur

Deutsch
Randen-Grobkalk
Français
Calcaire grossier du Randen
Italiano
Calcare grossa di Randen
English
Coarse Limestone of Randen
Herkunft des Namens

Randen (SH und Deutschland)

Historische Varianten

Schalentrümmerkalke, Tengener Muschelkalk, Grobkalkformation (Laffon 1847), Calcaire grossier du Randen = Randengrobkalk (Rollier 1903a S.477, Rollier 1904c, Rollier 1911, Heim 1919 S.41), Sandkalke (Schalch 1908 S.41), Grès coquillier du Randen (Rollier 1910), Citharellenkalk (Leuze 1921 S.272), Muschelsand, Pectensand, Turritellenkalk, Muschelagglomerat (Baumberger 1927c S.147), Randengrobkalke des Hegaus (Schreiner 1966), Randengrobkalke (Hofmann 1967c, Baier 2013), Randen-Grobkalk (Habicht 1987), Randengrobkalk (Geyer & Gwinner 1991, Geyer et al. 2003), Grobkalk

Nomenklatorische Bemerkungen

der Randen (einzahl, männlich) ist ein Gebirge eher als eine Kette (>< die Gastlosen = Plural)

Beschreibung

Beschreibung

Gelbes, schräggeschichtetes und grobsandiges Muschelagglomerat (Schalentrümmerkalk) mit 10-30 % Quarz-Grobsand bis -Feinkies. Aufgearbeitete Gerölle aus der Älteren Juranagelfluh treten an der Basis vor.

Geröllpetrographie: Quarz, "porphyre rouge, porphyre quartzifère, granite rose", "silex, jaspes avec fossils du Malm et grains de limonite" (Rollier 1904c)

Mächtigkeit
Bis 10 m (Habicht 1987, Geyer et al. 2003).

Komponenten

Fossilien
  • Gastropoden
  • Bivalven

Hierarchie und Abfolge

Obergrenze

Konglomerat mit alpinen Geröllen in rinnenförmiger Lagerung (bis 3 m mächtig) bzw. Rote Helicidenmergel.

Untergrenze

Ältere Juranagelfluh

Geografie

Geographische Verbreitung
Nordwestliche Randfazies der OMM im Hegau und Randengebiet (Tengen, Bargen, Merishausen, Wiechs), die sich aber in grundsätzlich gleicher Ausbildung über den westlich anschliessenden Tafeljura (Aargau, Baselland) bis in den Neuenburger Jura fortsetzt.
Typusregion
Randen (ZH/SH)
Typusprofil
  • Wiechs am Randen (Baden-Württemberg)
    Merkmale des Ortes
    • Obergrenze
    • typische Fazies
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Steinbruch, Tongrube
    Koordinaten
    • (2688400 / 1293650)
    Notizen
    • Hofmann 1967c S.191, Habicht 1987
Point of interest

Paläogeografie und Tektonik

  • OMM-II
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Metamorphose
unmetamorph

Referenzen

Erstdefinition
Laffon J. G. (1847) : Eröffnungsrede bei der 32. Jahresversammlung der Allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften. Verh. Schweiz, natf. Ges. 32, S.7

S.7: Für die Theorie einer Erhebung dieses Gebirges (Randen) sprechen die auf den erhabensten Punkten sich vorfindenden Molassetrümmer, noch mehr aber spricht dafür die 2-3 fuss mächtige Grobkalkformation, welche an das Tegelgebilde von Mainz und Wien erinnert, indem die darin vorkommenden Cerithia margaritacea und picta, Nerica u. s. w. genau mit denjenigen Leitmuscheln jener Bildungen übereinstimmen.

Neubearbeitung
Habicht J. K. A. (1987) : Schweizerisches Mittelland (Molasse). Internationales Stratigraphisches Lexikon Vol.1 Fasc.7b

RANDEN-GROBKALK (OMM ; Helvétien)

Laffon, J. G. (1847): Eröffnungsrede bei der 32. Jahresversammlung der Allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften. - Verh. Schweiz, natf. Ges. 32, p.7.

Originalzitat: «Für die Theorie einer Erhebung dieses Gebirges (Randen) sprechen die auf den erhabensten Punkten sich vorfindenden Molassetrümmer, noch mehr aber spricht dafür die 2-3 fuss mächtige Grobkalkformation, welche an das Tegelgebilde von Mainz und Wien erinnert, indem die darin vorkommenden Cerithia margaritacea und picta, Nerica u. s. w. genau mit denjenigen Leitmuscheln jener Bildungen übereinstimmen.»

Synonyma: Die Name «Randengrobkalk» ist seit Rollier 1903a: 477ff. und Heim 1919: 41 ff. gebräuchlich. Schalch 1908: 41 bezeichnete die Tengener Vorkommen als «Sandkalke». Leuze 1921: 272ff. spricht von «Citharellenkalk». Üblich sind auch «Muschelsand», «Pectensand» und «Turritellenkalk». Im Steinbruchgewerbe spricht man von «Muschelkalk». (Nach Schreiner 1966a: 34). Für die Vorkommen im Basler Jura wird oft der Ausdruck «Muschelagglomerat» verwendet (Baumberger 1927c: 147).

Typlokalität und Typprofil: Als, Typlokalitäten können die Steinbrüche von Wiechs am Randen und Tengen (Baden-Württemberg) gelten. Typprofll: siehe «Stratigraphischer Verband».

Lithologie: Strandnaher Muschel- und Schneckenschill. Mariner Schalentrümmerkalk mit mehr oder weniger grossem Gehalt an moldanubischem Grobsand (>>> Graupensand von Benken/Wildensbuch) und etwas Glaukonit. In besonders festen Partien sind die Schalen weitgehend aufgelöst, und das Gestein besteht vorwiegend aus kalzitischem Zwischenmittel. Cardien und Turritellen sind meist als Steinkerne, Ostreen, Pecten und andere Muscheln mit Schalen erhalten (Charakterisierung weitgehend nach schreiner 1966a: 33).

Mächtigkeit: maximal 10 m.

Stratigraphischer Verband: Im Steinbruch von Wiechs am Randen kann folgendes Profil beobachtet werden (Hofmann 1967c: 191).

0,5 m Albstein, weisslich, teilweise pisolithisch, vereinzelt aufgearbeitete Ostreen; Exsudationskalk, entstanden auf dem herausgehobenen Meeresboden.

0,5 m >>> Helicidenmergel

3,0 m bräunlicher Silt- bis Sandstein mit feinsandigen und mergeligen Lagen («Deckschichten» des Bodenseegebietes). In der Mitte Grobsandlage moldanubischer Herkunft von 0-0,2 m Mächtigkeit.

3-3,5 m Quarzitnagelfluh (>>> Austernnagelfluh) aus Geröllen der Napf-Schüttung, mit Zwischenmittel aus moldanubischem Grobsand.

2-3 m mittelkörniger Sandstein der Napf-Schüttung

8-10 m Randen-Grobkalk, moldanubischen Grobsand enthaltend.

Kiderlen 1931: 247 identifizierte die Quarzitnagelfluh über dem Randen-Grobkalk ungefähr mit der Basis der Bodman-Sande (Baltringer-Schichten) des Bodenseegebietes, Haus 1951: 55 setzte hingegen den Randen-Grobkalk dem Baltringer Horizont gleich. Büchi & Hofmann 1960: 11 ff. und Hofmann 1967c: 190 kamen aufgrund lithologischer und sedimentpetrographischer Studien zur Auffassung, dass der Randen-Grobkalk, die Muschelsandsteine in der OMM der Nordschweiz und der Grobsandzug von Friedingen im nordwestlichen Bodenseegebiet altersgleich sind. Nach Hofmann 1976: 5 wären der Randen-Grobkalk und die ihm entsprechenden Muschelsandsteine zwischen die Überlinger-Sandsteine und die Sandschiefer/Schiefermergelzone einzustufen. Die Quarzitnagelfluh über dem Randen-Grobkalk würde den Bodman-Sanden (Baltringer Horizont) entsprechen (vgl. auch Schreiner 1966: 37).

Fazies und Paläogeographie: Der Randen-Grobkalk gehört zur nördlichen, küstennahen Fazieszone der OMM. Im Randen- und Bodenseegebiet wird dieser Bereich von der südlichen Beckenfazies der OMM durch die intramolassisch entstandene Graupensandrinne getrennt. Die Randen-Grobkalke grenzen im S mit einem Erosionsrand an diese an.

Hauptverbreitung: Nordwestliche Randfazies der OMM im Hegau und Randengebiet, die sich aber in grundsätzlich gleicher Ausbildung über den westlich anschliessenden Tafeljura (Aargau, Baselland) bis in den Neuenburger Jura fortsetzt. Vorkommen im Kanton Schaffhausen: Gegend von Bargen und Merishausen. Im Basler Jura entspricht das Muschelagglomerat der Tennikerfluh dem Randen-Grobkalk.

Fossilinhalt: Nach Schalch 1883: 39, revidiert nach Schreiner 1970: 57, kommen in den Randen-Grobkalken vor:

Crassostrea gryphoidea (ScHLOTH.)

Ostrea caudata Mü.

Ostrea meriani (mayer)

Flabellipecten herrmanseni (DuNK.)

Chlamys (Flexopecten) palmata (Lamarck)

Aequipecten ventilabrum (GoLDF.)

Anadarafichteli (DESH.)

Anadara fichteli var. Helvetica (mayer)

Cardita crassa Lamarck

Venericardia (Megacardita) jouanetti? (BAST.)

Acanthocardia aculeata (LiNNE)

Cardium commune mayer

Tapes Helvetica mayer

Pitaria brochii (DESH.)

Spisula subtruncata triangula (renier)

Corbula ( Varicorbula) gibba olivi

Pholas rugosa broc.

Turritella (Archimediella) turris (bast.)

Natica burdigalensis mayer

Enthriofusus burdigalensis (defrance in bast.)

Conus (Conospira) canaliculatus brocchi.

Literatur: Baumberger 1927c: 147,1934a: 64 und Tab.; Brandenberger 1923:43 ff., 1926: 623; von Braun 1954: 150, 167; Büchi & Hofmann 1960: 12, 13; Depéret 1893: 241-243; Douxami 1896: 211, 222, 237, 238; Hauber 1960a: 32, 33; Haus 1951: 54, 55; Heim 1919: 41, 64, 67, 68, 70-72, 79, 96, 97, 99, 116, 118, 125, 126, 128, 131; Herbordt 1907: 13; Hofmann 1955a: 7, 8, 1956b: 30, 1957a: 299, 1958b: 371, 375, 376, 1967b: 5, 1967c: 190, 194, 197, 1967d: 577, 1976: 5, 6; Joos 1924: 186-188; Kiderlen 1931: 247; Laffon 1847: 7; Leuze 1922: 272, 273,276,277, 283,285, 322; Merian 1847: 31; Miller 1877a: 180ff.; Niggli 1912: 61 (Tab.); Renevier 1897a: 586; Rollier 1902a: 642, 643, 645-647, 649, 1903a: 477-479, 481-483, 1903b: 311, 1904a: 161, 1904b: 47, 1905a: 414^ 417, 1910a: 97; Rutte 1952: 303; Schalch 1883: 38ff., 1908: 41; Schalch & Gutzwiller 1904: 135-137, 142; Schill 1859: 154-161; Schreiner 1966a: 33, 37, 1970: 56, 57; Stumm 1964: 166, 167; Weber 1924: 8; Wegelin 1916: 11.

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