Basler Juranagelfluh
Zurück zu Molasse du JuraDarstellung und Status
- Index
- m4k
- Farbe CMYK
- (0%,10%,31%,6%)
- Farbe RGB
- R: 240 G: 215 B: 165
- Rang
- lithostratigraphische Formation
- Gebrauch
- Element ist in Gebrauch
- Status
- informeller Begriff
Nomenklatur
- Deutsch
- Basler Juranagelfluh
- Français
- Gompholite du Jura bâlois
- Italiano
- Gonfolite di Basilea
- English
- Basel Juranagelfluh
- Herkunft des Namens
-
Basler Jura (BL)
- Historische Varianten
-
Juranagelfluh des Basler Juras (Schaad 1908, Waibel & Burri 1961), Juranagelfluh (Fischer et al. 1971), Basler Juranagelfluh-Fächer (Geyer et al. 2003), Basler Juranagelfluh (Kälin 1993, Bläsi et al. 2018, Pfirter et al. 2019), «Basler Juranagelfluh» = Basle [sic] alluvial fan (Kälin & Kempf 2009)
Beschreibung
- Beschreibung
-
Nagelfluhhorizont der OSM, in welchem Gerölle des Muschelkalks und des Doggers dominieren. Die einzelnen Gesteinsarten der Gerölle verhalten sich verschieden; so sind die Buntsandsteine/Muschelkalke trotz ihrer Härte ausnahmslos schön gerundet, während beim Malm oft noch ganz eckige Stücke anzutreffen sind. Doggergerölle sind prozentual am meisten vertreten (oft mehr als die Hälfte der Gerölle), wobei der Hauptrogenstein der Hauptlieferant ist, während Material aus dem unteren und oberen Dogger, z.B. Spatkalke mit Rhynchonella varians SCHLOTH. selten sind.
Hierarchie und Abfolge
- Untergrenze
-
Heliciden-Mergel
Alter
- Alter Top
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- Langhien
- Alter Basis
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- Burdigalien
Geografie
- Geographische Verbreitung
- Das Vorkommen der Juranagelfluh im Kanton Baselland fällt ungefähr mit dem Einzugsgebiet der Ergolz zusammen (westlich des Hauenstein-Tunnels). Ostgrenze entlang der Linie Gelterkinden – Zeglingen.
- Typusregion
- Basler Tafeljura (BL)
- Point of interest
-
-
Ruine Rötteln (DE)
Merkmale des Ortes- typische Fazies
- (2617230 / 1276550)
- Wittmann 1952b S.91-95, Fischer et al. 1971
-
Oltingen (BL)
Merkmale des Ortes- typische Fazies
- Grat
- (2637270 / 1253290)
- Jordan et al. 2011
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Ruine Rötteln (DE)
Paläogeografie und Tektonik
-
- OSM-J
- Paläogeografie
- Nordalpines Vorlandbecken
- Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
- Herkunftstyp
-
- sedimentär
- Metamorphose
- unmetamorph
Referenzen
- Erstdefinition
-
1908) :
Die Juranagelfluh. Beitr. Geol. Karte Schweiz (N.F.) 22, 53 Seiten
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Das Vorkommen der Juranagelfluh im Kanton Baselland fällt ungefähr mit dem Einzugsgebiet der Ergolz zusammen; zwischen dem vorderen Frenkental und dem Homburgertal ist sie horizontal und vertikal am mächtigsten entwickelt und nimmt nach Westen und Osten rasch an Ausdehnung ab. Die einzelnen Vorkommnisse ordnen sich in Bezug auf die Auflagerungshöhen schön zusammen, so dass sich leicht erkennen lässt, dass sie früher eine einheitliche Decke bildeten.
- Neubearbeitung
-
1961) :
Jura et fossé rhénan - Juragebirge und Rheintalgraben Internat. Strati. Lexikon - Lexique Strati. Internat. I/7a, 314
Juranagelfluh des Basler Jura (Miocän-Tortonien)
E. SCHAAD (1908): Die Juranagelfluh. Beitr. geol. Karte Schweiz, N.F. 22: 7-19.
Der Beschreibung von E. SCHAAD (p. 9) entnehmen wir folgendes: «Die Juranagelfluh (JN) besteht aus Geröllen von sehr verschiedener Grösse; es finden sich erbsen-, nuss-, faust- und kopfgrosse, ja gelegentlich bis zu einem Durchmesser von 0.5 m. Die durchschnittliche Grösse wechselt lokal sehr stark; im allgemeinen ist aber eine Abnahme der Geröllgrösse nach Süden zu konstatieren. Manchmal sind Gerölle aller Grössen regellos gemischt, während in andern Aufschlüssen deutlich Schichtung nach Grösse zu bemerken ist. Die dachziegelförmige Lagerung der scheibenförmigen Gerölle ist selten schön zu beobachten; doch lässt wohl die Anordnung der Geschiebe auf eine Strömung von Norden her schliessen.» Die Gerölle sind oft mit vielen tiefen gegenseitigen Eindrücken und Rutschstreifen versehen und haben auch in ihrer Unterlage (wenn diese aus Kalk besteht) Eindrücke erzeugt, z.B. im Malm westlich Läufelfingen. Die Rundung der Gerölle ist sehr ungleich; neben vollkommen gerundeten liegen solche, die nur an den Kanten gerundet, oder beinahe noch ganz eckig sind. Die einzelnen Gesteinsarten verhalten sich in dieser Beziehung ganz verschieden; so sind die Buntsandsteine trotz ihrer Härte ausnahmslos schön gerundet und kommen also jedenfalls am weitesten her, während man beim Malm oft noch ganz eckige Stücke trifft, die keinen langen Transport durchgemacht haben können. Auch die Verfestigung der JN ist ungemein wechselnd; es finden sich ganz lockere Kiesmassen und sehr feste Nagelfluhen; der Grad der Verkittung ist bedingt durch das Vorhandensein und die Art des Zementes. Dieser ist meist sandig und besteht dann zum grössten Teil aus kleinen Stückchen (Körnchen) der gleichen Gesteine wie die JN. Häufig finden sich darin aber auch Quarzkörnchen, die wahrscheinlich aus den zerriebenen kristallinen Gesteinen und aus dem Buntsandstein stammen; lokal enthält das Bindemittel manchmal auch viel Glimmer, der zum Teil ebenfalls aus den glimmerreichen Sandsteinen des Buntsandsteines und Keupers herrühren mag. Oft ist das Bindemittel auch mergelig-tonig und von rötlicher Farbe, wodurch dann Übergänge entstehen von der JN zu den Helicidenmergeln, die ihrerseits ja nicht selten Gerölle und Gesteinsbrocken enthalten. Als sekundäre Bildung tritt in festen Nagelfluhen ziemlich häufig auch calcitisches Bindemittel auf, als Ausfüllung von Spalten oder zwischen einzelnen Geröllen. Oft bilden Sand und Tonmergel in den Geröllen Bänder und Schmitzen, die meistens rasch auskeilen. Die Mächtigkeit der JN wechselt stark und variiert im Hauensteingebiet (F. MÜHLBERG, 1915: 9) zwischen kaum einem Meter und 60 m (östlich Holstein). Unter den Geröllen finden sich alle härteren Gesteinsarten vom kristallinen Grundgebirge bis zu den Tertiärbildungen; die prozentuale Zusammensetzung wechselt von Aufschluss zu Aufschluss. E. SCHAAD (1908: 11-12) gibt folgende Aufstellung (von N nach S): Lucheren (Locheren) (Koord. 627.5/259.6) Zunzgerhardt (Koord. 626.0/255.0) Dälleten (Dilleten) (Koord. 624.6/250.15) Tertiär — 1% 2% Malm 17% 25% 15% Dogger 55% 40% 35% Lias — vereinzelt — Muschelkalk 20% 30% 45% Buntsandstein 8% 5% 1% Granite, Porphyre, Quarzite ½% 1% 2% Die kristallinen Gesteine: Granite, Quarzporphyre, Porphyrtuff (Kristalltuff), Kalksilikatfels; sie sind ausnahmslos verwittert. Als Ursprungsort kann mit ziemlicher Sicherheit der Schwarzwald angenommen werden. Die Buntsandsteingerölle, die 1-8% ausmachen, bilden einen sehr hervortretenden Bestandteil der JN, da sie durch ihre Grösse (max. 0.4 - 0.5 m Durchmesser) auffallen, sowie durch die vollkommene Rundung und die starke Bleichung der Gerölle. Die Muschelkalkgerölle machen etwa 20-45% aus. Es finden sich alle Uebergänge von dichten Gesteinen bis zu den grob-spätigen Kalken der Encrinitenbänke; sie zeigen meist noch die typische rauchgraue Farbe. Sehr häufig finden sich in der JN bis 5 cm grosse, noch vollständig eckige Stücke von grauen bis schwarzen, oft auch gebänderten Quarziten und Hornsteinen aus dem mittleren Muschelkalk. Keupergerölle wurden nicht gefunden, sind doch die betreffenden Gesteine viel zu weich für einen Transport; dagegen könnte das oft rötliche Bindemittel der JN zum Teil von zerriebenen Keupergesteinen herrühren. Lias ist sehr spärlich vertreten; nur Gerölle von hartem spätigem, graublauem Kalk. Dogger bildet den stärksten Prozentsatz der Gerölle, oft mehr als die Hälfte, wobei der Hauptrogenstein der Hauptlieferant ist, während Material aus dem unteren und oberen Dogger, z.B. Spatkalke mit Rhynchonella varians SCHLOTH. selten sind. An Malm sind sowohl Mergelkalke aus dem Argovien, sowie weisse oolithische Kalke des Sequan als Gerölle vorhanden. Tertiärgerölle sind ziemlich selten; es kommen rötliche oder hellgraue Süsswasserkalke vor, sowie bei Rünenberg ziemlich grosse, schlecht gerundete Blöcke der marinen Molasse. Ueber das Alter der JN-Ablagerungen im Basler Jura gibt der von A. BUXTORF (1901: 52) beschriebene Aufschluss Gisiberg (Koord. 629.150/254.580) bei Tenniken Auskunft. Hier tritt über marinen, mittelmiocänen Kalksandsteinen und Muschelbreccien ca. 1.5 m mächtiger, poröser Süsswasseralk auf, überlagert von einer 0.5 - 0.8 m mächtigen Folge bröckliger, roter, fossilleerer Mergel, die ebenfalls ins Mittel-Miocän gestellt werden. Die darüber liegende JN hat transgressiven Charakter. Im nördlichen Teil des Steinbruches Gisiberg zeigt die Kontaktfläche zwischen JN und den roten Mergeln einen unregelmässigen, welligen Verlauf: die untersten Gerölle der JN scheinen in aufgearbeiteten roten Mergeln eingebettet zu sein. Im südlichen Teil des Steinbruches hingegen folgt auf den Süsswasserkalk direkt die JN. Die JN hält A, BUXTORF (1901: 53) für Ober-Miocän (Torton), welcher Interpretation sich auch F. VON HUENE (1900: 368) und E. SCHAAD (1908: 16) anschliessen; sie wäre somit gleich alt wie die Aargauer Juranagelfluh (siehe diese). Eine Typ-Lokalität für die Juranagelfluh des Basler Jura wird nicht genannt. Das Verbreitungsgebiet der JN fällt ungefähr mit dem Einzugsgebiet der Ergolz zusammen; zwischen dem vorderen Frenkental und dem Homburgtal ist sie horizontal und vertikal am mächtigsten entwickelt und nimmt nach Westen und Osten rasch an Ausdehnung ab. Die einzelnen Vorkommen ordnen sich in Bezug auf die Auflagerungshöhen klar zusammen, so dass sich leicht erkennen lässt, dass sie früher eine einheitliche Decke bildeten. Das nördlichste, noch erhaltene Relikt der JN findet sich auf der Lucheren (= Locheren), ca. 5 km E von Liestal. Als Ostgrenze der geschlossenen Decke mag das Tal des Eibaches gelten, der bei Gelterkinden in die Ergolz mündet. Die isolierten Vorkommen von Oltingen im Quellgebiet der Ergolz mögen auch noch hieher gezählt werden. Als Südgrenze gilt die Aufschiebungslinie von Tafel- und Kettenjura, wobei die JN bei der Dälleten (= Dilleten), ca. 2.5 km NNE von Waldenburg, zum Teil vom überschobenen Kettenjura überfahren wurde. Im Norden reicht die JN heute, mit Ausnahme des Reliktes der Lucheren, nicht über die E-W fliessende Ergolz zwischen Lausen und Gelterkinden hinaus. Etwas problematisch ist die Westgrenze der Verbreitung der JN überhaupt. Nach E. SCHAAD (1908) kommt westlich der Linie Orisbachtal (Mündung des Baches in Liestal) — Reigoldswil überhaupt keine tortone Juranagelfluh mehr vor, doch meldet er von Meltingen und Breitenbach (l.c.: 9) eine JN, die bereits viele alpine Kalke enthalte und also zur polygenen Nagelfluh gehöre; dazu bemerkt E. LEHNER (1920: 13), dass er dort keinerlei derartige Gerölle finden konnte. Auch R. KOCH (1923: 28-33) beschreibt JN aus dem Laufenbecken und dessen östlichen Randgebieten, doch sollen diese Ablagerungen, da sie in der Ausbildung von der JN im benachbarten Baslerjura verschieden sind, gesondert beschrieben werden. Literatur: A. BUXTORF (1901), F. VON HUENE (1900), R. KOCH (1923), E. LEHNER (1920), F. MÜHLBERG (1892, 1915), E. SCHAAD (1908).
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