Wettingen-Member

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Darstellung und Status

Index
i7W
Farbe CMYK
siehe Burghorn-Formation
Farbe RGB
R: 195 G: 220 B: 245
Rang
lithostratigraphisches Member (Subformation)
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
gültiger formeller Begriff

Nomenklatur

Deutsch
Wettingen-Member
Français
Membre de Wettingen
Italiano
Membro di Wettingen
English
Wettingen Member
Herkunft des Namens

Wettingen (AG)

Historische Varianten
Cidaritenschichten (Moesch 1857, Moesch 1862), Wettingerschichten (Moesch 1867a/b), couches de Wettingen (de Tribolet 1872), Nattheim-Wettinger-Schichten = weiss Jura Epsilon = Ober-Kimeridge (Rollier 1903), Wettingerschichten (Tobler 1905 Tab.3a, Disler 1941, Waibel & Burri 1961, Jäckli 1966, Hantke 1967), Wettingerschichten = Malm delta (Büchi et al. 1965), Wettingerkalken (Jäckli 1966)
Nomenklatorische Bemerkungen
plumpe Felsenkalke (Quenstedt)

Beschreibung

Beschreibung
Gutgeschichteter, mikritischer Kalk.
Mächtigkeit
über 10 m (ursprüngliche Mächtigkeit unbekannt) ; 25-30 m (Waibel & Burri 1961)

Komponenten

Fossilien
  • Schwämme
  • Echinoideen

Hierarchie und Abfolge

Übergeordnete Einheit
Liegendes
Obergrenze
Portlandien
Untergrenze
Badenerschichten

Alter

Alter Top
  • Mittleres Kimméridgien
Alter Basis
  • Kimméridgien
Datierungsmethode
Biostratigraphie: Ammoniten der Divisum-Zone

Geografie

Geographische Verbreitung
Aargauer Jura, inkl. Lägern.
Typusregion
Lägern
Typlokalität
  • Wettingen (AG)
    Merkmale des Ortes
    • typische Fazies
    • Fossilfundstelle
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Grat
    Koordinaten
    • (2667400 / 1258500)
    Notizen
    • Bussberg an der Südflanke der Lägern (Moesch 1867a/b, Waibel & Burri 1961).

Paläogeografie und Tektonik

  • Malm des Juragebirges
Paläogeografie
Aargauisches Becken
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Bildungsbedingungen
"argovien"
Metamorphose
unmetamorph

Referenzen

Neubearbeitung
Waibel A., Burri F. (1961) : Jura et fossé rhénan - Juragebirge und Rheintalgraben Internat. Strati. Lexikon - Lexique Strati. Internat. I/7a, 314

Wettingerschichten (Malm-Kimeridgien) C. MOESCH (1867a): Der Aargauer-Jura und die nördlichen Gebiete des Kantons Zürich geologisch untersucht und beschrieben. Beitr. geol. Karte Schweiz 4: 193-201. C. MOESCH (1867b): Geologische Beschreibung der Umgebungen von Brugg. Neujarhrsblatt der Zürcherischen natf. Ges. LXIX: 60-62. C. MOESCH beschreibt die Wettingerschichten als dicke weisse Kalke, welche kartoffelförmige Feuersteinknollen einschliessen, oder ihre Kieselerde an die Versteinerungen abgetreten haben; ferner durchzieht die Kieselerde auch sämtliche Kalkbänke als duftiges Skelett. Bei diesem Verkieselungsprozess wurden häufig selbst die geschichteten Kalke in eine formlose Masse umgewandelt, wodurch A. QUENSTEDT veranlasst wurde, diesen Bildungen in Schwaben den Namen «plumpe Felsenkalke» beizulegen. Auch ohne Berücksichtigung des Kieselgehaltes haben die Kalke der Wettingerschichten etwas Eigentümliches; die kreideweissen, in der Nähe von Bohnerzausfüllungen gelb und braun gefärbten Kalke zeigen meist grobkristallinisches Gefüge, nach allen Richtungen durchsetzt von feinern oder gröbern Kalkspatadern. Selten trifft man Partien von reinem dichtem Kalkstein; dann aber ist das Gestein von ausserordentlicher Härte und die darin enthaltenen Versteinerungen damit unzertrennbar verwachsen. Bei der Verwitterung der Kalkmassen bilden sich Säulen, Zacken und Zähne. Eine etwas abweichende Ausbildung zeigen die Wettingerschichten im Steinbruch bei Boningen am Born (westlich Aarburg). L. KEHRER (1922: 17-18) hat dort folgendes Profil beobachtet: Zu unterst treffen wir eine glaukonithaltige zerfressene Oolithbank von grüner, in verwittertem Zustand brauner Farbe, worauf eine dünne grüne Mergelzone folgt mit sehr vielen Exemplaren von Pygurus tenuis DESOH (Pygurusbank); darüber folgt eine 1-2 m mächtige Schwammzone, groboolithisch und glaukonithaltig, gefolgt von schwach rotgelben massigen Kalkbänken, die Kieselknollen und verkieselte Spongien enthalten. Die nächste Zone ist die Brachiopodenschicht von 5-6 m Dicke, die eine Unmenge von verkieselten Rhynchonellen und Terebrateln umschliesst; das Gestein ist etwas sandig, von grünlicher oder weisslicher Farbe, mit häufig auftretender Lima quenstedti MOESCH. Noch höher treten massige Kalke von 4-5 m Mächtigkeit auf, mit einigen Serpulen, das Dach der Wettingerschichten bildend, denn auf ihnen liegen die Kalke des Portlandien. Als Wettingerschichten bezeichnete C. MOESCH (1867a, b) die Ablagerungen des Malms direkt im Hangenden der Badenerschichten, die er früher (1857, 1862) als «Cidaritenschichten» bezeichnet hatte. Er stellte sie einem Teil der Krusten- und Knollenkalke von A. MOUSSON (1840) gleich, ebenso dem Ptérocérien von J. THURMANN (1852) und verweist sie ins mittlere Kimeridgien, wo sie auch ins Niveau der Rheinfallkalke (-schichten) von U. STUTZ (1864) zu liegen kommen. Nach A. JEANNET (1937) werden die Wettingerschichten in die obere Hälfte des Kimeridgien gestellt und mit dem Virgulien von J. THURMANN (1852) der Westschweiz parallelisiert. Im Solothurner Jura entsprechen ihnen das Niveau des Solothurner Marmors und im Berner Jura das «Hypovirgulien» und die «Zone virgulienne» von J. THURMANN & A. ETALLON (1861-1864), ferner die weissen, kreidigen Diceraskalke von Alle und Montbéliard, die Nerineenkalke von Biel (Bienne), Neuchâtel und der Gorges de l‘Areuse im Berner- und Neuenburger-Jura, sowie die weissen Oolithe und Kalke mit Nerineen, die sog. Dicerasschichten und Virgulaschichten (-mergel) im Waadtländer-Jura; ferner die Grenznerineenbank von E. FREY (1925), die im Neuenburger-Jura oft die Virgulamergel ersetzt und als oberste Grenze des Kimeridgien angesehen wird. Die im Randen und im Schaffhausergebiet auftretenden Lagen im Niveau der Wettingerschichten entsprechen im schwäbischen Jura den Nattheimschichten = Weiss-Jura 8 und e von A. OPPEL, wobei der untere Teil als «Quaderkalke» = «Schichten des Ammonites (Aulocastephanus) pseudomutabilis» (Weiss-Jura 8) bezeichnet wird und der obere zu den «Massenkalken» (Weiss-Jura e) gerechnet wird, die den «Rheinfallkalken» von U. STUTZ (1864) gleichgesetzt werden. In Schwaben nannte A. QUENSTEDT diese Ablagerungen «plumpe Felsenkalke». Als Typ-Lokalität bezeichnet C. MOESCH (1867a, b) die Ablagerungen am Bussberg (Koord. 667.400/258.500) nördlich Wettingen an der Südflanke der Lägern, einem grossen Rutschgebiet aus dem Jahre 1718, eine Lokalität die seit langer Zeit wegen ihres Fossilreichtums Berühmtheit erlangt hatte. Die Benennung der Schichten ist vom Namen des Dorfes Wettingen hergeleitet. Die Wettingerschichten können eine Mächtigkeit von 25-30 m erreichen. Die heutige Verbreitung der Wettingerschichten ist relativ beschränkt, da sie vielerorts der Erosion zum Opfer gefallen sind. Wir begegnen ihren Aequivalenten im Hegau und am Randen, ferner bei Neuhausen, wo die Felsen des Rheinfalls in einer Mächtigkeit von zirka 40 m aus denselben aufgebaut werden; die Fortsetzung finden wir im Kanton Aargau bei Kaiserstuhl; der Schlossfels von Schwarzwasserstelz besteht aus den Massenkalken (mit Kieselknollen), während im Steinbruch von Rümikon 4-5 m des Quaderkalkes von Schwaben zu Tage tritt. Bei Endingen finden sich nur Relikte der Wettingerschichten, ebenso bei Nussbaumen und Rieden (NW von Baden), sowie an einzelnen Stellen des Nordschenkels der Lägern. Erst bei Dielsdorf und Regensberg am Ostende der Lägern, sowie auf der anschliessenden Südflanke treten bis nach Baden (Aargau) die Wettingerschichten in einer Mächtigkeit von 25-30 m auf. Bei Brunegg und auf dem Plateau des Geissberg bei Villigen ist die Mächtigkeit geringer und das Auftreten mehr sporadisch, sowie auch weiter in westlicher Richtung gegen Brugg-Aarau-Olten, wo in der Wöschnau die Westgrenze der schwäbischen Fazies der Wettingerschichten erreicht wird. Nach einem weitern Unterbruch bis an den Born (westlich Aarburg) treten sie bei Boningen im dortigen Steinbruch erneut auf. Weiter südwestwärts erwähnt C. MOESCH Wettingerschichten in Wangen (bei Olten) mit zirka 10 m Dicke, ferner in Hägendorf, Egerkingen, Oberbuchsiten bis zum Eingang der Oensinger-Klus, die Fundamente der Bechburg bildend und charakterisiert durch Pygurus pinguis und Kieselknollen; auch im Nordschenkel der Klus, auf der Höhe oberhalb Schloss Blauenstein sind sie wieder zu finden, ebenso im Südschenkel der Mümliswyler-Klus, von wo sie sich ununterbrochen bis Langenbruck fortsetzen. Von der Klus bis nach Solothurn sind die Wettingerschichten nicht mehr nachzuweisen; ihr Aequivalent in den Steinbrüchen von Solothurn wäre das Niveau des «Solothurner Marmors». Nach L. ROLLIER (1903) sollen die Wettingerschichten ursprünglich auch auf der Basler Tafellandschaft vorhanden gewesen sein, was aus den Funden der fossilführenden Kieselblöcke in der Huppergrube im Kohlholz, südlich von Lausen (BL) abgeleitet wird. Charakteristische Fossilien: Aulacostephanus eudoxus D’ORB., Aul. pseudomutabilis DE LOR., Aspidoceras acanthicum OPPEL, Asp. longispinum SOW., TaramelHceras holbeini OPPEL, Perisphinctes ulmenensis OPPEL, Reineckia nobilis MÜNST., Pygurus tenuis DESOR, Holectypus orificatus DES., Rhabdocidaris maxima MÜNST., Cidaris propinqua MÜNST., C. elegans (MÜNST.) GOLDF., Metaporhinus cfr. michelini AG., Lima quenstedti MOESCH, Rhynchonella inconstans SOW., Rh. amstettensis (FRAAS) HAAS, Rh. trilobata ZIETEN, Terebratula suprajurensis THURM., T. bisuffarcinata SCHLOTH., T. foriminata ROLLIER, Zeilleria möschi MAY., Cylindrophyma milleporata GOLDF., Cypellia prolifera ZITTEL und viele andere Schwämme, die von F. OPPLIGER (1897) eingehend beschrieben wurden. Wichtige Literatur: F. BADER (1925), W. DELHAES & H. GERTH (1912), A. JEANNET (1937), L. KEHRER (1922), C. MOESCH (1857, 1862, 1867a&b), F. MÜHLBERG (1902, 1905, 1908), R. NOTZ (924), F. OPPLIGER (1897), L. ROLLIER (1903), C. SENFTLEBEN (1923), N. VAN WINGEN (1923).
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