Scharti-Member
Zurück zu HelvetikumDarstellung und Status
- Index
- e4S
- Farbe CMYK
- (0%,31%,75%,6%)
- Farbe RGB
- R: 240 G: 165 B: 60
- Rang
- lithostratigraphisches Member (Subformation)
- Gebrauch
- Element ist in Gebrauch
- Status
- gültiger formeller Begriff
Nomenklatur
- Deutsch
- Scharti-Member
- Français
- Membre de Scharti
- Italiano
- Membro di Scharti
- English
- Scharti Member
- Herkunft des Namens
-
Scharti (NW) - Ennetbürgen
- Historische Varianten
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Assilinengrünsand auct., Bürgen-Grünsand, Gallensis-Grünsand, Scharti-Member (Menkveld-Gfeller in: Funk et al. 2013, Menkveld-Gfeller et al. 2016)
Beschreibung
- Beschreibung
-
Selten dunkelgrüne Glaukonitmergel an Basis; meist aber massiger, glaukonitischer und kalkiger Sandstein mit grünlich-grauer Verwitterungsfarbe; gefolgt von Wechselfolge aus Sandsteinen und Sandkalken mit stark variierendem Glaukonitgehalt, massig und stark verwühlt bis feingebankt.
<u>2.3 Bürgen-Grünsand / 2.3.1 Basale Kalk-Mergel-Wechsellagerung:</u> Der basale Teil des Bürgen-Grünsand zeigt im südwestlichen Teil der Bürgenstock-Decke eine glaukonitisch mergelige Ausbildung oder eine Wechsellagerung von kalkigen und mergeligen Bänken. Im Profil Foribach (Referenzprofil) liess sich aus solchen Mergeln eine Fauna von benthonischen und planktonischen Foraminiferen isolieren. Unter den planktonischen Arten konnten <i>Globigeriana senni, Globigerina pentacamerata, G. pseudotopilensis, G. aragonensis, G. cerroazulensis frontosa, Truncorotaloides topilensis</i> und <i>Globigerinatheka kugleri</i> bestimmt werden, womit diese Fauna in den frühsten Teil des Mitteleozäns zu stellen ist. Die mit den Mergeln wechsellagernden Kalkbänke sind meist sehr feinkörnig mit einer artenreichen Fauna unbestimmbarer kleiner benthonischer und planktonischer Foraminiferen. Der Glaukonit-Anteil kann bis zu 80% betragen, die Glaukonitkörner zeigen unregelmässige, rundliche bis eckige Gestalt. Ursprüngliches Substrat für die Glaukonitisierung waren vermutlich diverse nicht mehr identifizierbare Bioklasten oder zum Teil auch Pellets. Direkt über dem Kontakt zur liegenden Kreide sind oft aufgearbeitete Inoceramen-Fragmente sowie vereinzelte Globotruncanen enthalten. Grossforaminiferen sind in diesem untersten Abschnitt des Bürgen-Grünsands selten, am häufigsten sind kleine Discocylinen oder auch Assilinen und kleine dicklinsige Nummuliten. Eine eigentliche Transgressionsbrekzie konnte nirgends festgestellt werden.</br><u>2.3.2 Gebankter bis massiger Bürgen-Grünsand ("Assilinen-grünsand"):</u> Über der mergeligen Fazies können zwei Typen von Glaukonitsandkalken unterschieden werden: Ein bioklastischer Glaukonitsandkalk, welcher mikrofaziell durch ein dichtgepacktes Gemenge von relativ gleichkörnigem Biodetritus (kleine Fragmente von Assilinen oder Nummuliten), Quarz (bis 15%) und Glaukonit (bis 35%) charakterisiert ist. Ein zweiter Typ ist sehr glaukonitreich (bis 80% Glaukonit), wobei <i>Assilina exponens</i> gemeinsam mit Discocyclinen lagen- oder nesterweise angehäuft ist. Die Abfolge des Bürgen-Grünsands kann vollständig durch den ersten Typus aufgebaut sein (Bsp. Referenzprofil Foribach), sich faziell vom ersten in den zweiten Typus entwickeln (Bsp. an Strasse Ennetbürgen-Bürgenstock) oder nur durch den zweiten Typus vertreten sein (Bsp. Schuppenzone von Kerns).</br><u>2.3.3 Diskussion:</u> An der Basis des Bürgen-Grünsands fehlen eigentliche Transgressionsbildungen. Die Zusammensetzung der Mikrofauna der basalen mergelig-kalkigen Wechsellagerung deutet auf eine Ablagerungstiefe von mindestens 100 m hin. Nach der eigentlichen Transgression muss sich der Meeresboden somit sehr rasch abgesenkt haben. Bodenströmungen sorgten für ständige Umlagerungen und begünstigten die Glaukonitbildung (Föllmi 1989). Anschliessend erfolgte eine allmähliche durch die Sedimentation bedingte Verflachung. Hiervon zeugt die Zunahme an Grossforaminiferen, wie Discocyclinen und <i>Assilina exponens</i>. Der hohe Anteil an Biodetritus im ersten Faziestyp des Assilinengrünsands spricht für eine verstärkte Bodenströmung mit entsprechenden Umlagerungsprozessen. Mit Glaukonitgehalten bis zu 80% und einer Fauna ausschliesslich aus Discocyclinen und Assilinen stellt der zweite Faziestyp des Assilinengrünsands ein in etwas geringerer Wassertiefe (60-70 m) abgelagertes Sediment dar (Herb & Hekel 1973). Anzeichen für Kondensation scheinen aufgrund der Grossforaminiferen, welche ein und derselben Zone immittleren Lutétien angehören, keine vorzuliegen. Die vorhandenen Grossforaminiferen lassen trotz oft lagenweiser Konzentration keinen wesentlichen Transport erkennen. Der erhöhte Anteil an mikrosphärischen Nummuliten wird mit strömungsbedingtem Wegtransport eines Teils der megalosphärischen Schalen erklärt. Der erhöhte Hämatitgehalt im glaukonitreichen Assilinengrünsand , lässt sich mit verstärkter Eisenzufuhr aus dem Hinterland erklären: als Quelle hierfür kommen die glaukonithaltigen Kreide-Sedimente der Garschella-Fm. in Frage, die während des Mitteleozäns im einem Gebiet paläogeographisch nordöstlich und nordwestlich des Pilatus der Verwitterung ausgesetzt waren (Foreland bulge).
- Mächtigkeit
- Ca. 5 bis 25 m (Menkveld-Gfeller et al. 2016).
Komponenten
- Glaukonit
- Assilinen
- Foraminiferen
Hierarchie und Abfolge
- Übergeordnete Einheit
- Hangendes
- Liegendes
- Obergrenze
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Übergang zum Mattgrat-Member graduell, zur Wildstrubel-Formation scharfer Kontakt.
- Untergrenze
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Kontakt zu Liegendem (Kreide, Einsiedeln-Formation) scharf, z.T. mit Aufarbeitung.
Alter
- Alter Top
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- frühes Lutétien
- Alter Basis
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- frühes Lutétien
- Bermerkungen zu Basis
-
Lutétien précoce (Lihou 1995)
- Datierungsmethode
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Biostratigraphie: Nummuliten (Assilina exponens).
Geografie
- Geographische Verbreitung
- Zentralschweiz (Luzernersee-Gebiet, Reusstal bis Linthtal), Ostschweiz (Toggenburg bis Rheintal).
- Typusregion
- Gebiet Alpnachersee
Paläogeografie und Tektonik
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- Tertiär
- Paläogeografie
-
North Tethyan Shelf (Helv.)
:
marge continentale européenne - Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
-
-
Östliches Helvetikum
:
u.a. Glarner Alpen
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Östliches Helvetikum
:
- Herkunftstyp
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- sedimentär
- Metamorphose
- unmetamorph
Referenzen
- Erstdefinition
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2013) :
Blatt 1170 Alpnach. Geol. Atlas Schweiz 1:25'000, Erläut. 137
(
"Das Scharti-Member besteht an der Basis aus massigem, glaukonitischem und kalkigem Sandstein, gefolgt von einem Wechsel von feingebanktem Sandstein und Sandkalk mit variablem Glaukonitgehalt." Menkveld-Gfeller in Funk et al. 2014 S. 32