Hohgant-Sandstein

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Darstellung und Status

Farbe CMYK
(0%,18%,64%,2%)
Farbe RGB
R: 250 G: 205 B: 90
Rang
lithostratigraphisches Member (Subformation)
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
gültiger formeller Begriff
Diskussion des Status

Ortsname früher auch für übergeordnete Einheit verwendet.

Nomenklatur

Deutsch
Hohgant-Sandstein
Français
Grès du Hohgant
Italiano
Arenaria del Hohgant
English
Hohgant Sandstone
Herkunft des Namens

Hohgant (BE)

Historische Varianten

Nummuliten-Sandsteine des Hohgants = Quarzsandstein am Hohgant (Studer 1834a), Hohgantsandstein auct. (Studer 1834b), grès du Hohgant (Boussac 1910, Boussac 1912), Hohgant-Sandstein (Colombi 1960, Breitschmid 1978, Steffen 1981, Bayer 1982, Menkveld-Gfeller 1994)

Nomenklatorische Bemerkungen

= Grès du Niederhorn = Grès du Niesenhorn/Nisehore

Beschreibung

Beschreibung

Der Hohgant-Sandstein besteht aus küstennah gebildeten siliziklastischen Sedimenten mit sandarmen, kalkigen Partien. Er wird gekennzeichnet durch Schüttungen von Detritus, der vermutlich von den kristallinen Massiven im Norden (Schwarzwald, Vogesen) stammt. Der Detritus hat sich im Klimsenhorn- und Hohgant-Gebiet konzentriert und wurde von der küstenparallelen Strömungen parallel der Hohgant-Rawil-Bruchzone Richtung Westen transportiert. ----- Untersuchungen von Colombi (1960), die später von Breitschmid (1976) weitergeführt wurden, haben gezeigt, dass sich der Hohgant-Sandstein in drei, stellenweise sogar in vier Sedimentationszyklotheme gliedern lässt. Diese lassen sich häufig schon morphologisch durch das Auftreten von herauswitternden Quarzsandstein-Bänken erkennen. Die mit der hellgrünen Flechte Lecidea geographica bewachsenen Härtlinge werden als Wagenmoos-Sandsteinbänke bezeichnet. Dazwischen liegen jeweils zurückwitternde Sandstein-Abfolgen, deren Karbonatgehalt nach oben abnimmt, unter gleichzeitiger Zunahme der Quarz-Korngrösse (coarsening-upward cycles). (Herb et al. 1978 S.242)

Mächtigkeit
15-35 m, max. 100 m (Boussac 1912)

Hierarchie und Abfolge

Übergeordnete Einheit
Obergrenze

Gemmenalp-Kalk (bzw. Fucoiden-Sandstein bei Studer 1834a)

Untergrenze

Klimsenhorn-Formation, Wildstrubel-Formation, Kreide

Alter

Alter Top
  • Priabonien
Alter Basis
  • Bartonien
Datierungsmethode

Nummuliten-Biostratigraphie ; Auversien (Boussac 1910 et 1912)

Geografie

Geographische Verbreitung
Wildhorn-Decke (NW der synsedimentär aktiven Hohgant-Rawil-Bruchzone), Basis der Axen-Decke, Randkette (Pilatus). Bildet den Gipfel des Klimsenhorns.
Typusregion
zentrale Randkette
Typusprofil
  • Wagenmoos (BE)
    Merkmale des Ortes
    • typische Fazies
    Koordinaten
    • (2629300 / 1177700)
    Notizen
    • <p>Randkette, nordöstlich des Gemmenalphorns (Breitschmid 1978, S.146, Fig.2); Typlokalität der Wagenmoos-Bänke, Typusprofil der Niederhorn-Fm. (ex Hohgant-Fm.), des Hohgant-Sandsteins und des Gemmenalp-Kalkes (Menkveld-Gfeller 1994, S.796, fig.3)</p>
Referenzprofile
  • Niesehorn (BE)
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Grat
    Koordinaten
    • (2596600 / 1136900)
    Notizen
    • <p>Distale Fazies der Wildhorn-Decke, am Ostfuss des Niesehorns, nordwestlich des Weges vom Iffigsee zur Wildhorn-Hütte des SAC; Referenzprofil der Niederhorn-Fm., des Hohgant-Sandsteins und des Gemmenalp-Kalkes (Menkveld-Gfeller 1994, S.796, Fig.3)</p>

Paläogeografie und Tektonik

  • Paläogen des Helvetikums
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Metamorphose
unmetamorph

Referenzen

Erstdefinition
Studer B. (1834) : Bemerkungen zu einem Durchschnitt durch die Luzerner Alpen. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrographie 1834/5, 505–515

S.510: Die zunächst unter dem Flysch liegende Bildung ist ein Quarzsandstein, den wir Hohgant-Sandstein nennen wollen : meist feinkörnig, nur selten mit Neigung zu Konglomerat-Bildung, theils bräunlich grau ins Schwärzlichgraue, theils bräunlich weiss mit weisser, von Quarz schimmern der Aussenfläche. In diesen Gegenden erreicht der Hohgant-Sandstein keine bedeutende Mächtigkeit, ja er fehlt zu weilen auch ganz, während er auf dem Hohgant ausschliesslich die oberste nackte Fläche des Gebirges, die Steinige-Matt geheissen, bildet, und auch gegen Habkeren und den Thunersee zu in einer wohl über hundert Fuss mächtigen Lagerfolge fortsetzt. Nicht selten schliesst dieser Sandstein theils vereinzelte , theils in grosser Anzahl zusammengedrängte Nummuliten ein, und auf Gemmenalp, oberhalb Habkeren, kommen in seiner tiefsten Masse Lager von Steinkohle mit Ampullarien, 'Turritellen, Melanien, Cyathere en a. a. tertiär scheinenden Petrefakten vor. Westlich vom Thunersee lässt sich derselbe fast ohne Unterbrechung bis an die Diablerets, und jenseits der Rhone tief nach Savoien hinein verfolgen, und wir finden ihn daselbst ebenfalls stellenweise durch Steinkohle und tertiär scheinende Petrefakten ausgezeichnet. Ich glaube ferner nicht zu irren, wenn ich derselben Bildung auch die Petrefakten Nester des Kressenberges, der Gošau, von Aussee und der Wienerwand beizähle.

Neubearbeitung
Menkveld-Gfeller Ursula (1994) : Die Wildstrubel-, die Hohgant- und die Sanetsch-Formation: Drei neue lithostratigraphische Einheiten des Eocaens der helvetischen Decken. Eclogae geol. Helv. 87/3, 789-809

S.796: Menkveld-Gfeller übernimmt die Beschreibung der Profile aus Breitschmid 1978: Wagenmoos-Sandsteinbänke: Es sind 3-10 m mächtige Sandsteinbänke, die als Härtlinge in Form von Platten oder als herauswitternde Bänke landschaftsformend in Erscheinung treten. Sehr oft sind sie von der hellgrünen Flechte Lecidea geographica weitflächig bewachsen. Wir nennen sie Wagenmoos-Sandsteinbänke (Planquadrat 177-178/629-630). Diese werden von mittelmässig bis schlecht sortiertem terrigenem Detritus aufgebaut, der mehrheitlich aus Quarz und bis zu 30% aus Gesteinbruchstücken besteht. Quarz-Zement kittet die Körner bei unimodaler Verteilung zusammen (Fazies 2a), wobei durch die Kompaktion konkav-konvexe Kontakte und erste Anzeichen von Verzahnung zu beobachten sind. Nach Kossovskaya & Shutov (1970) wird damit der Diagenesegrad deep epigenesis erreicht. Sobald die Körner eine typische bimodale Verteilung aufweisen (Fig. 4, Wagenmoos-Sandsteinbank 3), erscheint Calcit als Bindemittel (Fazies 2b). Kalifeldspat kann bis zu 10% ausmachen, und erstmals treten Bruchstücke von Foraminiferen auf. Dieser Gesteinstyp bildet die Wagenmoos-Sandsteinbänke 3 und 4 sowie Teile der Wagenmoos-Sandsteinbänke 1 und 2.

Hohgant-Sandstein im Allgemeinen: Zwischen den Wagenmoos-Sandsteinbänken liegen zurückwitternde Sandstein-Abfolgen, deren Karbonatgehalt gegen oben abnimmt, die Korngrösse dagegen zunimmt. Es handelt sich dabei um einen coarsening-upward ccyle als Folge einer Regression (Fig. 2). Die Kornverteilung kann unimodal (Fazies 3c) oder bimodal sein (Fazies 3a). Als Spezialfälle unterscheiden wir Hohgant-Sandstein mit grossforaminiferen-Nestern (Fazies 3b), schiefriger Hohgant-Sandstein und Hohgant-Sandstein mit Löchern. Die im Felde auffallende dm-grosse, meist ovale Löcherbildung entsteht durch ein Zusammenwirken von sedimentären, chemischen und botanischen Faktoren. Diese anfälligen Sadnsteine werden nämlich einserseits durch grosse, gut gerundete und anderseits durch kleine, angulare Quarzkörner und Gesteinbruchstücke aufgebaut, welche zusammen als uneinheitliches bimodales Mosaik mit Calcit-Zement verkittet sind. Wenn nun dieser über 20% ausmacht, stützen sich die Körner nicht mehr gegenseitig ab, so dass durch die chemische Verwitterung, unterstützt durch die rezenten Blaualgen Cycanophyceen (Rytz 1941), die Gesteinspartie zerbröckelt. Schiefrige Partien im Hohgant-Sandstein (nicht zu verwechseln mit den stratigraphisch tiefer liegenden Hohgant-Schiefern) erlangen selten eine grössere laterale Ausbreitung, können aber bisweilen über 1 m mächtig werden. Sie haben ebenfalls bimodale Kornverteilung (Fazeis 3a) und besitzen einen erhöhten biogenen Anteil mit grösserem Reichtum an Individuen als der normale Hohgant-Sandstein (Einzelkorallen, Austern, Mollusken, Seeigel).

Kohleschichten: Brackwasserschichten und Kohle lösen sich lateral und vertikal ab, sind also faziell eng miteinander verbunden (Fazies 1a und 1b). Sie sind als Schichtglied über eine grössere Distanz nicht durchgehend vorhanden, treten aber immer unmittelbar über der Wagenmoos-Sandsteinbank 1 und 2 auf. Wir nennen sir daher analog Kohleschichten 1 und 2. Die Niederhorn-Kohle ist über die Wagenmoos-Sandsteinbank 1 zu stellen, die Brackwasserschichten der Berglikehle und die Gemmenalp-Kohle dagen über die Wagenmoos-Sandsteinbank 2.

Wichtige Publikationen
Studer B. (1834) : Geologie der westlichen Schweizeralpen. Gross (Heidelberg & Leipzig)
  • Wagenmoos-Bänke

    Name Origin

    Wagenmoos (BE) - Beatenberg

    Rang
    lithostratigraphische Bank
    Status
    gültiger formeller Begriff
    Kurzbeschreibung

    Drei (bis lokal vier) sukzessive, harte, plattige und quartzitische Sandsteinbänke (jeweils 3-10 m mächtig) sind im Hohgant-Sandstein zwischengeschaltet und ermöglichen eine Feingliederung dieses Members. Die Sandsteinbänke bilden jeweils den Abschluss eines Regressionszyklus.

    Age
    frühes Priabonien
  • Berglikehle-Bank

    Name Origin

    Berglikehle = Chäle / Underbärgli (BE) am Sigriswilergrat

    Rang
    lithostratigraphische Einheit
    Status
    lokaler Begriff (informell)
    Nomenclatorial Remarks
    <p>Hohlkehle = Combe</p>
    Kurzbeschreibung

    Fossilreichen Brackwasserablagerungen innerhalb des Hohgant-Sandsteins, bestehend aus dichtem schwarzem Stinkkalk und bituminösen bis kohlführenden Mergeln.

    Age
    spätes Eozän
  • Mürren-Brekzie

    Name Origin

    Mürren (BE)

    Rang
    lithostratigraphische Bank
    Status
    informeller Begriff
    Kurzbeschreibung
    Kalkbrekzie mit Nummuliten an der Basis der Niederhorn-Formation.
    Age
    spätes Eozän
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