«Neutrale Zone»

Darstellung und Status

Farbe CMYK
N/A
Farbe RGB
R: 125 G: 125 B: 125
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
obsoleter Begriff (nicht mehr verwendet)

Nomenklatur

Deutsch
«Neutrale Zone»
Français
«Neutrale Zone»
Italiano
«Neutrale Zone»
English
«Neutrale Zone»
Historische Varianten

neutrale Zone (Moesch 1867, Mühlberg 1900), Neutrale Zone (Tobler 1905 Tab.7a, Waibel & Burri 1961)

Nomenklatorische Bemerkungen

Wedelsandkalke + Blaue Kalke (Deutschland)

Beschreibung

Mächtigkeit
max. 62 m

Komponenten

Fossilien
  • Spurenfossilien

Cancellophycus scoparius Thioll.

Hierarchie und Abfolge

Übergeordnete Einheit
Obergrenze

Humphriesi-Schichten

Untergrenze

Sowerbyi-Schichten

Alter

Alter Top
  • frühes Bajocien
Alter Basis
  • frühes Bajocien

Geografie

Geographische Verbreitung
Franches Montagnes-Lägeren. Im Gebiet Waldenburg-Unt. Hauenstein stark reduzierte Mächtigkeit, unt. Teil des Brüggli-Mb. fehlt, nur Humphriesi-Schichten.
Typlokalität
  • Beznau (AG)
    Merkmale des Ortes
    • typische Fazies
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Bachprofil
    Koordinaten
    • (2659470 / 1266770)
    Notizen
    • am rechten Aare-Ufer, 6 km südlich von Koblenz (Moesch 1867, Waibel & Burri 1961)

Paläogeografie und Tektonik

  • Dogger des Juragebirges
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Metamorphose
unmetamorph

Referenzen

Neubearbeitung
Waibel A., Burri F. (1961) : Jura et fossé rhénan - Juragebirge und Rheintalgraben Internat. Strati. Lexikon - Lexique Strati. Internat. I/7a, 314

Neutrale Zone (Dogger-Bajocien)

C. MOESCH (1867a): Der Aargauer-Jura und die nördlichen Gebiete des Kantons Zürich geologisch untersucht und beschrieben. Beitr. geol. Karte Schweiz 4: 77-78.

Unter der «Neutralen Zone» versteht C. MOESCH einen Schichtkomplex des Bajocien (Unt. Dogger) in dem Sonninia sowerbyi MILL. und Stephanoceras humphriesi SOW. noch nicht vertreten sind. Zeitweilig lässt sich eine Zweiteilung dieser Zwischenzone durchführen. Die untere Abteilung ist dann durch Wedel von Cancellophycus scoparius THIOLL. führende, sonst fossilarme, graue, sandige Kalke und Mergel vertreten, die oft glimmerführend sind. Die obere Abteilung wird aus blauen, fossilreichen, spätigen Kalken gebildet, die nach oben in typische Eisenoolithe übergehen und dann durch häufige grosse Austern und Rhabdocidaris horrida MERIAN charakterisiert werden. In den untern Lagen können auch zahlreiche Schwefelkiesknollen auftreten.

In neuester Zeit hat H. BUSER (1952: 88-90) die Ablagerungen der Neutralen Zone im Gebiete von Siegfriedblatt Bözen detailliert untersucht und im grossen und ganzen die Einteilung von C. MOESCH bestätigt. H. BUSER unterscheidet drei Zonen: 1. Eine untere Sandkalk- und glimmerführende Mergelserie, welche etwa zwei Drittel der gesamten Neutralen Zone umfasst. Die grauen Sandkalke enthalten Cancellophycus scoparius THIOLL. und sind im übrigen völlig fossilleer. Sie werden in Deutschland als sog. «Wedelsandkalke» ausgeschieden. 2. Eine spätige Serie, welche sich allmählich aus den Sandkalken entwickelt. Die «Spatkalke» sind durch ihren Petrefaktenreichtum ausgezeichnet. 3. Eine 0.40 bis 0.70 m mächtige Zone eisenoolithischer, schwach spätiger Kalke und Mergel, welche konkordant auf den «Spatkalken» liegt.

In Schwaben werden die blaugrauen spätigen und eisenschüssigen Kalke über den Wedelsandkalken als «Blaue Kalke» zusammengefasst.

Vergleichen wir die Faziesentwicklung im SW und NE, so ergeben sich folgende Eigentümlichkeiten: 1. Die untere Sandkalkserie, im Westen 13.5 mächtig, ist am NE-Hang des Bürerhorns auf 0.28 m reduziert. Dabei führt der Sandkalk im Osten rostrote Körner, ein Hinweis auf ein eisenschüssiges Milieu, das unter gegebenen Umständen zur Eisenoolithbildung führen kann. Cancellophycus scoparius kommt im Westen, wie im Osten vor. 2. Der Spatkalkkomplex hat im Osten überhaupt keine Entsprechung. Im Osten lagern fossilfreie Tone mit Laibsteinen (Kalkknauern) und Gagatlinsen über dem schmächtigen Cancellophycus-Kalk-Relikt. 3. Die fossilreiche, eisenoolithische Fazies des Westens zeigt hier im Osten eine Vermergelung, welche mit einem völligen Aussetzen der Fossilien parallel läuft. Faustgrosse eisenoolithische Mergelkalkstücke in einer 0.10 m mächtigen, sterilen, von eisenoolithischen Nestern durchsetzten, grauen Mergellage sind die einzigen Anzeichen der reichhaltigen, oolithischen Ausbildung des Westens.

Stratigraphisch liegt die «Neutrale Zone» im Bajocien des untern Doggers und zwar zwischen den Sowerbyischichten unten und den Humphriesischichten oben, nimmt also das Niveau der Sauzei-Schichten von OPPEL oder der «Blauen Kalke» von QUENSTEDT (Brauner Jura γ oberer Teil) ein. Die Bezeichnung «Neutrale Zone» wurde für den Jura östlich von Liestal (BL) beibehalten, während im Randen die schwäbische Benennung Blaue Kalke oder auch Sauzei-Schichten verwendet wird. Von Liestal an westwärts hat der Name Sauzei-Schichten mehr Anklang gefunden, denn es ist F. LEUTHARDT und ED. GREPPIN gelungen in der Umgebung von Liestal in diesem Schichtkomplex das Leitfossil Sphaeroceras (Emileia) sauzei D’ORB. zu finden. Für die Umgebung von Baden und Brugg verwendet F. MÜHLBERG (1905, 1908) für die gleichen Ablagerungen den Ausdruck «Polyschides-Schichten» nach dem Auftreten von Sphaeroceras polyschides WAAGEN.

Als Typ-Profil betrachtet C. MOESCH den Aufschluss am rechten Aare-Ufer in der Beznau, 6 km S von Koblenz (Koord. 659.470/266.770) in der Ueberschiebungszone von Tafel und Kettenjura. Die Schichtmächtigkeit beträgt hier zwischen 10 und 12 m.

Das östlichste Vorkommen des Kettenjura findet sich im Gebiet der Ueberschiebungszone im Kern Lägernkette östlich von Baden (Aargau) mit einer Mächtigkeit von nur l m. Zwischen Aare- und Fricktal beschreibt E. BRÄNDLIN (1911: 60-65, 76-77) zahlreiche Aufschlüsse in der Neutralen Zone mit einer Gesamtmächtigkeit von ca. 23 m, alle in der Ueberscheibungszone von Tafel- und Kettenjura gelegen. Im Tafeljura in der Umgebung von Gelterkinden gibt A. BUXTORF (1901: 33, 38-49, 47-49) nur eine Dicke von 9 m an und bezeichnet diese Ablagerungen bereits als Sauzei-Schichten, wie dies auch für die weiter westlich gelegenen Vorkommen des Fall ist, also im Solothurner- und Berner-Jura; im Neuenburger- und Waadtländer-Jura reicht die Erosion selten so tief, dass das Bajocien noch zu Tage tritt.

Wichtige Fossilien: Cancellophycus scoparius THIOLL., Rhabdocidaris horrida MERIAN, Rh. anglosuevica OPPEL, Heimia mayeri CHOFFAT, Ostrea explanata GOLDF., Alectryonia flabelloides LAMK., Ctenostreon pectiniforme SCHLOTH., Pecten (Amusium) pumilis LAMK., P. disciformis SCHÜBL., P. (Entolium) dimissus PHIL., Gresslya abducta BROWN, Witchellia complanata BUCKM., Sphaeroceras (Emileia) sauzei D’ORB., Sph. polyschides WAAGEN, Sonninia alsatica HAUG.

Wichtige Literatur: E. BRÄNDLIN (1911), L. BRAUN (1920), H. BUSER (1952), A. BUXTORF (1901), C. MOESCH (1867a), F. MÜHLBERG (1905, 1908), G. SENFTLEBEN (1923: 37).

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