Krummenau-Schichten

Darstellung und Status

Index
Kr
Farbe CMYK
(0%,13%,17%,8%)
Farbe RGB
R: 235 G: 205 B: 195
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
informeller Begriff

Nomenklatur

Deutsch
Krummenau-Schichten
Français
Couches de Krummenau
Italiano
Strati di Krummenau
English
Krummenau Beds
Herkunft des Namens

Krummenau (SG), im Toggenburg

Historische Varianten

Krummenauerschichten (Habicht 1945a), Krummenauer Schichten (Füchtbauer 1964, Frei 1979, Habicht 1987, Funk et al. 2000).

Beschreibung

Beschreibung

Basale Mergelabfolge der Kronberg-Schüttung mit bis zu 15 m mächtigen Kalknagelfluh-Bänken (unten mit einzelnen hellen Gneisgeröllen, oben mit relativ häufigen Gneis- und Verrucano-Geröllen), sowie mittel- bis feinkörnigen Kalksandsteinen. Lokal treten gelbe Mergel mit, in schmalen Rinnen eingelagerten, Flyschgeröll-reichen Kalknagelfluhen (Riesenkonglomerat-Fazies) auf.

Mächtigkeit
Über 200 m (Funk et al. 2000). Ca. 300 m (Habicht 1945a).

Hierarchie und Abfolge

Untergeordnete Einheiten

Alter

Alter Top
  • Aquitanien
Alter Basis
  • Aquitanien
Datierungsmethode

Landschnecken in dunklen, kohligen Mergeln bei Lütisbach (Habicht 1945), Kleinsäuger und Mikroflora der NM1-NM2a Zonen bei Krummenau (Frei 1979).

Geografie

Geographische Verbreitung
Ostschweiz zwischen Sittertal (nördlich Weissbad/AI) bis westlich des Schorhüttenbergs/Wängibaches (SG).
Typusregion
Toggenburg / Thurtal (SG).
Typlokalität
  • Thurtal bei Krummenau (SG)
    Merkmale des Ortes
    • Obergrenze
    • Untergrenze
    • typische Fazies
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Bachprofil
    Koordinaten
    • (2731650 / 1234100)
    Notizen
    • Habicht 1945a
Referenzprofile
  • Hochalp (AR)
    Merkmale des Ortes
    • Obergrenze
    • typische Fazies
    Zugänglichkeit des Ortes
    • Grat
    Koordinaten
    • (2737350 / 1237630)
    Notizen
    • Habicht 1945a

Paläogeografie und Tektonik

  • Untere Süsswassermolasse
Paläogeografie
Nordalpines Vorlandbecken
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Bildungsbedingungen

Das Ablagerungsmilieu ist limnoterrestrisch-fluviatil (Habicht 1987).

Metamorphose
unmetamorph

Referenzen

Erstdefinition
Habicht Konrad (1945) : Geologische Untersuchungen im südlichen sanktgallisch-appenzellischen Molassegebiet. Beitr. Geol. Karte Schweiz (N.F.) 83, 166 Seiten

a) Krummenauerschichten (Kr auf Tafel II). Die Krummenauerschichten (Bezeichnung nach der Ortschaft Krummenau im Toggenburg) bilden im Hochalpprofil mit ca. 11, zwischen 3 und 25 m mächtigen Nagelflulhbänken von zusammen über 90 m Mächtigkeit einen ca. 300 m mächtigen Schichtenstoss. Sie beginnen stratigraphisch unten, d. h. ca. 800 in N des höchsten Hochalpgipfels (vgl. Tafel II) mit ca. 4 Kallknagelfluhbänken, die mit ihrer festen, kalkig-sandigen Verkittung und dem praktisch vollständigen Fehlen kristalliner Gerölle noch durchaus das Gepräge der Kalknagelfluhen der Wintersbergschichten besitzen. Sogar die erste, ca. 70 m über der Basis gelegene, vereinzelt bereits Gneisgerölle führende Bank von 4 m Mächtigkeit besitzt im übrigen noch Wintersbergtypus. Erst mit einer ca. 25 m mächtigen Bank beginnt im mittleren Teil der Krummenauerschichten der «aquitane Nagelfluhtypus», d. h. Nagelfluhen mit deutlich weniger fester Verkittung und zahlreichen Gneisgeröllen vom «Silvretta»-Typus (quarz- und sericitreiche, hellgraue-weissliche Flasergneise). Die höheren, meist zwischen 5 und 15 m mächtigen Nagelfluhbänke zeichnen sich durch erstmalige Führung vereinzelter Verrucano- und häufigerer grosser Radiolaritgerölle aus. Ihr lithologischer Habitus - relativ lockere, sandig-kalkigmergelige Verkittung und häufigeres Vorkommen kleinerer Geröllgrössen auch in den mächtigeren Bänken --- wiederholt sich in den tieferen aquitanen Schichtgliedern der Kronbergzone s. str. immer wieder. Die Farbe des Bindemittels der Nagelfluhen ist grau; rotgefärbtes Bindemittel fehlt noch ganz. Gerölle von nicht metamorphern Kristallin sind nicht vorhanden oder äusserst selten; der Gehalt an metamorphen Kristallingeröllen erreicht nirgends auch nur annähernd 10 %. Meist mittel- bis feinkörnige Kalksandsteine finden sich in der Regel als Einlagerungen von bis gegen 10 m Mächtigkeit in enger Verknüpfung mit kleingerölliger Nagelfluh. Häufig führen sie rötliche Feldspatkörnchen in auffälliger Anzahl. Die Mergel, die mit den eingeschalteten Mergelsandsteinbänkchen zusammen über 3/4 des Gesamtprofils ausmachen, sind ziemlich gleichmässig über das ganze Profil verteilt. Ausgesprochene Mergelserien vorn grösserer Mächtigkeit sind im Gegensatz zum Necker-Thur-Gebiet (vgl. unten) im unteren Teil der Krummenauerschichten nicht festzustellen. In ihrem Aussehen gleichen die Mergel weitgehend denjenigen der stampischen Wintersbergschichten. Immerhin sind sie im allgemeinen etwas weicher und stärker blaugrünlich-gelbfleckig. Im höheren Teil der Serie treffen wir bereits auf die typischen, weichen tonig-feinsandigen, maisgelb-lehmgelben Mergel, wie sie für einen grossen Teil des Kronbergaquitans charakteristisch sind.

Neubearbeitung
Habicht J. K. A. (1987) : Schweizerisches Mittelland (Molasse). Internationales Stratigraphisches Lexikon Vol.1 Fasc.7b

KRUMMENAUER SCHICHTEN
USM ; «Aquitanien»
Habicht, K. (1945a): Geologische Untersuchungen im südlichen st. gallisch-appen-zellischen Molassegebiet. - Beitr. geol. Karte Schweiz [N.F.] 83, p.39.
Originalzitat: «Die Krummenauerschichten (Bezeichnung nach der Ortschaft Krummenau im Toggenburg) bilden im Hochalpprofil mit ca. 11, zwischen 3 und 25 m mächtigen Nagelfluhbänken von zusammen über 90 m Mächtigkeit einen ca. 300 m mächtigen Schichtenstoss». Die Krum-menauer Schichten bilden das unterste Schichtglied der >>> Kronberg-Zone s.str.
Synonyma: Keine
Typlokalität und Typprofil: Als Typprofil böten sich entweder das Thurtal bei Krummenau an oder das weiter östlich gelegene Hochalp-Profil (Habicht 1945a: 39).
Lithologie: Wechsellagerung von Kalknagelfluhen und damit verknüpften Kalksandsteinen mit blaugrauen, blaugrünlichen bis gelblichen und tiefgelben Mergeln. Die stratigraphisch tiefsten Nagelfluhen sind Kalknagelfluhen mit vereinzelten hellen Gneisgeröllen, im übrigen identisch mit den Nagelfluhen der >>> Wintersberg-Schichten. Die höheren Nagelfluhbänke mit ihrer geringeren Verkittung und relativ häufigen Gneis- und Verrucano-Geröllen haben bereits den Habitus der aquitanen >>> Kronberg-Nagelfluhen. Südlich des Thurtales, am Osthang des Steintales, dominieren gelbe Mergel mit Rinnennagelfluhen von Lokalcharakter (vgl. Fazies und Paläogeographie). Vereinzelt sind Sandsteine vom granitischen Typ eingelagert.
Mächtigkeit: 300 m
Stratigraphischer Verband: Liegendes >>> Wintersberg-Schichten, Hangendes >>> Hochalp- Schichten.
Verbreitung, Fazies und Paläogeographie: Die Krummenauer Schichten lassen sich vom Sittertal N Weissbad (LK-Blatt 1095 Gais) bis ins Gebiet westlich des Wengibaches (LK-Blatt 1133 Linthebene), d.h. über beinahe 30 km verfolgen. Das Ablagerungsmilieu ist limnoterrestrisch-fluviatil. Eine besondere Fazies in der Gegend zwischen Thurtal und Steintal S Krummenau ist charakterisiert durch gelbe Mergel mit in schmalen Rinnen eingelagerten Flyschgeröllreichen Kalknagelfluhen; sie wird von Habicht (1945a: 41, 63, 138) der alpenwärtigen Gelbmergel-Fazies am Südrand des >>> Kronberg-Gäbris-Schuttfächers zugeordnet. Vgl. >>>> Riesenkonglomerat.
Fossilinhalt und Alter: Dunkle, kohlige («bituminöse») Landschnecken führende Mergelbänder sind relativ häufig. Die wichtigste Fundstelle ist Lütisbach (Bendelbach der neuen Landeskarte, Koord. 731.250/ 235.700, LK-Blatt 1114 Nesslau). Bestimmungen W. Wenz (in: Habicht 1945a: 54): Archaeozonites subangulosus (Zieten), Cyrtochilus expansilabris (Sandberger), Cepaea subsulcosa (Thomae), Triptychia (Triptychia) antiqua (Zieten), Tropidomphalus (Tropidomphalus) minor minor (Fischer & Wenz), Metacampylaea (Galactochiloides) oepfingensis Wenz. Nach W. Wenz handelt es sich um eine typische Aquitanfauna vom Charakter der Öpfinger Schichten Schwabens.
Säuger: In ähnlichem stratigraphischem Niveau wie Lütisbach liegt die von H.P. Frei (1979: 150) entdeckte Säugerfundstelle Krummenau (Koord. 731.500/234.200). Bestimmungen Hugueney (in Frei, 1979: 153, 154): Rhodanomys schlössen, Pseudotheridomys sp.,Peridyromys murinus Pomel, Caenotherium sp. Nach Hugueney ist diese Fauna sicher aquitan und gehört ohne Zweifel einem etwa gleichaltrigen Niveau von St. Gerand (NMl-NM2a) an (in H.P. frei 1979: 154).
Mikroflora: Ebenfalls von der Fundstelle Krummenau zitiert H.P. Frei (1979: 151, 152) folgende thermophile (T), intermediäre (I) und arktotertiäre (A) Pollen: T Momipites punctatus, Verrucatosporites alienus, Leiotriletes I Ephedripites tertiarius, Caryapollenites simplex A Verrucingulatisporites, Peripollopollenites stigmosus (Liquidambar), Polyporopollenites undulosus (Zelkova). Nach H.P. Frei ist diese Pollen-Assoziation aufgrund der Häufigkeit von Momipites punctatus, der Seltenheit von Zelkova und dem Auftreten von Leiotriletes der Neogen-Zone II, d.h. dem Untermiozän zuzuordnen.
Damit steht unteres Untermiozän (Aquitanien nach bisheriger Terminologie) sowohl aufgrund der Kleinsäuger als auch aufgrund der Land-Gastropoden fest; dieser Befund steht auch mit der Mikroflora im Einklang.
Es ist von beträchtlichem Interesse, dass für die weniger als 150 m stratigraphisch tiefere Fundstelle Trempel (>>> Wintersberg-Schichten) oberoligozänes Alter feststeht. Damit ist zum erstenmal in der schweizerischen subalpinen Molasse die Oligozän-Miozängrenze säugetier-paläontologisch recht genau bestimmt. Sie deckt sich mit der Chattien-Aquitaniengrenze der Karte von Habicht 1945a, Taf. II.
Literatur: Büchi 1967c: 708; Frei, H.P. 1979: 150-154; Füchtbauer 1964: 187; Habicht 1945a: 25, 39-41,46, 54, 57, 58, 61, 75, 76, 83, 153, 154, 158, 159, 162, 163, 164.

  • Fossilhorizont Lütisbach

    Name Origin

    Lütisbach (SG) (= Bendelbach), nördlich Krummenau

    Rang
    biostratigraphischer Horizont
    Status
    informeller Begriff
    Kurzbeschreibung
    Dunkles, kohliges Landschnecken führendes Mergelband im basalen Teil der Krummenau-Schichten.
    Age
    frühes Aquitanien
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