Wintersberg-Formation

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Darstellung und Status

Index
o3W
Farbe CMYK
(0%,21%,44%,24%)
Farbe RGB
R: 195 G: 155 B: 110
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
informeller Begriff

Nomenklatur

Deutsch
Wintersberg-Formation
Français
Formation du Wintersberg
Italiano
Formazione del Wintersberg
English
Wintersberg Formation
Herkunft des Namens

Hügel Wintersberg (SG), südöstlich von Ebnat-Kappel im Toggenburg

Historische Varianten

Wintersbergschichten (Habicht 1945a, Füchtbauer 1964), Wintersberg-Schichten (Frei 1979, Habicht 1987, Gruber 1990, Funk et al. 2000).

Beschreibung

Beschreibung

Blaugraue und gelbbräunliche Mergel mit dünnen Mergelsandsteinbänken und Kalksandsteinen. Kalknagelfluh-Bänke (vom Typus Speer-Schüttung) treten häufiger gegen oben und zwischen Linthebene und Thurtal vor.

Mächtigkeit
700-750 m am Nordabhang der Kronberg-Kette (Habicht 1945a, Funk et al. 2000) ; über 850 m (Frei 1979)

Komponenten

Lithologien

Kalknagelfluh + Kalksandstein + Mergel

Hierarchie und Abfolge

Untergeordnete Einheiten

Alter

Alter Top
  • spätes Chattien
Alter Basis
  • spätes Oligozän
Datierungsmethode

Landschnecken-Fauna der Sollegg (Ludwig et al. 1931), Mikrofauna bei Trempel (Frei 1979).

Geografie

Geographische Verbreitung
Ostschweiz: vom Sittertal (südlich Appenzell) bis in die Linthebene, und dann über den Stockberg und das Wägital nach der Pfiffegg.
Typusregion
Toggenburg / Neckertal (SG)

Paläogeografie und Tektonik

  • Untere Süsswassermolasse
Paläogeografie
Nordalpines Vorlandbecken
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)
Herkunftstyp
  • sedimentär
Bildungsbedingungen

Die Kalknagelfluh der Wintersbergschichten ist als oberste Nagelfluh der Speerschüttung zu betrachten (in der Speerzone selbst kam sie nicht mehr zur Ablagerung); sie geht nach Osten und Norden in Kalksandstein über. In der Gäbriszone s.l. dürften ihr die Appenzellersandsteine entsprechen (Habicht 1945a).

Referenzen

Erstdefinition
Habicht Konrad (1945) : Geologische Untersuchungen im südlichen sanktgallisch-appenzellischen Molassegebiet. Beitr. Geol. Karte Schweiz (N.F.) 83, 166 Seiten

y) Wintersherysehiehten (W auf Tafel II). Den oberen Abschluss des Stampiens bilden die ca. 750 m mächtigen Wintersbergschichten (nach dem Wintersberg N Krummenau, vgl. Tafel II und Profil 17). Wie schon in der Einleitung zum Kapitel «Kronbergzone» kurz erwähnt, gehören Nagelfluhen zum wesentlichen Bestand dieser Schichten. Die Nagelfluhen stehen nicht mit dem Kronberg-Schuttfächer in Zusammenhang, sondern bilden einen Bestandteil des Speer-Schuttfächers. Darauf weist schon der Geröllbestand; es handelt sich um Kalknagelfluh vom Typus der Speernagelfluh (vgl. auch Zählung Nr. 1, Tabelle 3, am Schlusse der Arbeit). Noch deutlicher wird die Zugehörigkeit zum Speerfächer aus der Verteilung der Nagelfluh im Längsprofil: Vom Querschnitt des Gubelspitzes (Profil 23) aus nach ENE hin lässt sich nämlich eine langsame Abnahme der Nagelfluhführung feststellen, indem zuerst nur die tiefsten, im Thurtalgebiet auch die höheren Bänke des untersten Drittels der Serie auskeilen resp. seitlich in Kalksandstein übergehen.

Neubearbeitung
Habicht J. K. A. (1987) : Schweizerisches Mittelland (Molasse). Internationales Stratigraphisches Lexikon Vol.1 Fasc.7b

WINTERSBERG-SCHICHTEN
USM ; «Chattien»
Habicht, K. (1945a): Geologische Untersuchungen im südlichen st. gallisch-appenzellischen Molassegebiet. - Beitr. geol. Karte Schweiz [N.F.] 83, p.29.
Originalzitat: «Den oberen Abschluss des Stampiens bilden die ca. 750 m mächtigen Wintersbergschichten (nach dem Wintersberg N Krummenau)».
Synonyma: Gutzwiller's (1877: 13) Kalknagelfluhen am Nordabhang des Kronberges und der Hochalp entsprechen dem obersten Teil der Wintersberg-Schichten Habicht's.
Typlokalität: Wintersberg N Krummenau, LK-Blatt 1114 Nesslau.
Typprofil: Noch keines aufgestellt. Da die Wintersberg-Schichten als Schichtpaket und nicht als Fazieseinheit definiert sind, und da beträchtliche seitliche Faziesunterschiede auftreten (Nagelfluhgehalt!) wäre mehr als ein Typprofil notwendig. Als gut aufgeschlossenes Referenzprofil bietet sich dasjenige des Neckertals an (Habicht 1945a: 36).
Lithologie: Blaugraue und gelbe Mergel mit dünnen Mergelsandsteinbänken sind der vorherrschende Gesteinstyp.Kalknagelfluhen im Osten nur im obersten Teil, im Thurgebiet zunehmend auch im unteren Teil. Kalksandsteinriffe recht häufig, Subarkosen («pseudogranitischer Sandstein») im unteren Teil, nur vereinzelt bituminöser Süsswasserkalk (Abschlagen wald W Steinen).
Mächtigkeit: ca. 700-750 m (Habicht 1945a: 29, 36, 38).
Stratigraphischer Verband: Liegendes: >>> Ebnater Schichten, Hangendes: >>> Krummenauer Schichten.
Verbreitung, Fazies und Paläogeographie: Vom Sittertal S Appenzell bis in die Linthebene (südlicher Teil des Benkener Büchel, LK-Blatt 1133 Linthebene) und von dort über den Stockberg und das Wägital nach der Pfiffegg. Die Wintersberg-Schichten wurden zur Gänze im limnoterrestrisch-fluviatilen Bereich abgelagert. Ihr Gehalt an Kalknagelfluhen, die alle dem Typus der >>> Speer-Nagelfluhen angehören, ist am grössten zwischen Linthebene und Thurtal, wo die Nagelfluhen schon an der Basis der Wintersberg-Schichten auftreten. Von der Thur an ostwärts zur Sitter gehen die Nagelfluhen allmählich in Kalksandsteine über, zuerst die untersten, dann sukzessive höhere (Habicht 1945a: 36-38). Westlich der Linthebene hören die tieferen Nagelfluhbänke nach W hin auf; an der Pfiffegg sind lediglich die obersten noch vorhanden (Ochsner 1969: Karte). In diesem Abnehmen der Konglomerate nach E und W und dem damit verbundenen Ersetzen durch Kalksandsteine zeigt sich deutlich, dass auch in diesem stratigraphisch höchsten Teil des >>> Speer-Schuttfächer s Konglomerate im distaleren Bereich durch Sandsteine ersetzt werden. Aus der Konglomeratführung und der oben skizzierten regionalen Verteilung der Konglomerate ist ferner zu schliessen, dass während der Ablagerung der Wintersberg-Schichten der Speer-Schuttfächer progradierte und schliesslich seine maximale Ausdehnung erreichte. Darauf wurde er plötzlich inaktiv; an seine Stelle trat sofort an seiner Ostflanke der >>> Kronberg-Gäbris-Schuttfächer. Nach Habicht (1945a) ist anzunehmen, dass die Wintersberg-Schichten in den alpennäheren Teilen des Speer-Schuttfächers, d.h. der heutigen Schorhüttenberg- und Speer-Schuppe, infolge dieses allmählichen Vordringens der Schüttung gegen N, überhaupt nicht mehr abgelagert wurden.
Fossilinhalt und Alter: Gastropoden: Die bisherigen Funde weisen auf «chattisches» Alter (Fundstelle Sollegg, vgl. >>> Appenzeller Sandstein und >>> Ebnater Schichten). Säuger: Die Fundstelle Wintersberg-Trempel im Thurtal (Koord. 730.250/234.725, LK-Blatt 1114 Nesslau) in den obersten Wintersberg-Schichten lieferte eine Kleinsäuger-Fauna, welche altersmäs-sig mit Coderet-Küttigen vergleichbar ist (H.P. Frei, 1979: 148). Sie lieferte u.a.: Euricetodon cf. collatus, Adelomyarion vireti Hugueney, Archaeomys laurillardi und Rhodanomys schlössen transiens Hugueney. Die Säuger-Zone von Coderet ist stratigraphisch mit Oberem Stampien sensu Stehlin 1922 vergleichbar.
Wintersberg-Trempel lieferte eine Mikroflora, die auf Neogenzone I (Oberoligozän) hinweist (H.P. Frei, 1979:147). Auch die Fundstelle Kohlengrube Rufi (Koord. 722.725/226.275, LK-Blatt 1133 Linthebene) lieferte ein Pollenspektrum mit den typischen Merkmalen der Floren der Neogenzone I (Hochuli 1978: 36). Nach H.P. Frei (1979: 147) ist auch diese Fundstelle den Wintersberg-Schichten zuzuweisen.
Die Zuweisung der Fundstelle Wintersberg-Trempel zur Säuger-Subzone von Küttigen, also zum jüngsten Teil des Oberoligozäns, ist von umso grösserem Interesse, als der untere Teil der hangenden >>> Krummenauer Schichten sowohl aufgrund von Kleinsäugern, Pollen als auch von Land-Gastropoden bereits zum Untermiozän gehört. Es ist vielleicht nicht zufällig, dass die Oligozän-Miozän-Grenze mit dem Ende der Speer-Schüttung und dem Beginn der Kronberg-Gäbris-Schüttung zusammenfällt.
Literatur: Büchi 1967c: 702; frei 1979: 147, 148ff.; Hochuli 1978: 36; Habicht 1945a: 18, 26, 29, 33, 36, 39, 55, 57, 58, 60, 70, 72, 76, 83, 140, 144, 153, 154, 158, 159, 162-164, Tf.II; Ochsner 1969: Karte, 1975: 82, 130.

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