Bodmi-Flysch

Darstellung und Status

Farbe CMYK
N/A
Farbe RGB
R: 125 G: 125 B: 125
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist nicht in Gebrauch
Status
obsoleter Begriff (nicht mehr verwendet)

Nomenklatur

Deutsch
Bodmi-Flysch
Français
Flysch de la Bodmi
Italiano
Flysch della Bodmi
English
Bodmi Flysch
Herkunft des Namens

Alp Bodmi (BE), NE Habkern

Historische Varianten
Bodmiflysch = Unterer Flysch (Beck 1911b, Schneeberger 1927, Gigon 1952, Rutsch et al. 1966)

Beschreibung

Beschreibung
«basalpriaboner Grünsand», Hohgantserie, Globigerinenmergeln

Hierarchie und Abfolge

Untergrenze
Transgressiv über die Wang-Formation, bzw. Ralligmarmor = Gemmenalp-Kalk.

Geografie

Geographische Verbreitung
Muldenzonen (Synklinale) von Sundlauenen und Habkern.
Typusregion
Augstmatthorngebiet (BE)

Referenzen

Erstdefinition
Beck P. (1911) : Beiträge zur Geologie der Thunerseegebirge, mit besonderer Berücksichtigung des Sigriswilergrates, des Beatenbergs und des Harders. Beitr. geol. Karte Schweiz (N.F.) 29, 100 Seiten

S.38: Stadähnliche, mehr oder weniger sandige, graue Schiefer (Unterbergli - Wehri) mit Einlagerungen von Lithothamnienkalkbänken (Bodmi, Traubach, Bäreney, Sundlauenen), seltener Sandsteinen (Sundlauenen, Traubach) oder Nummulitenkalk (Sundlauenen).
Neubearbeitung
Rutsch R. F., ... (1966) : Alpes suisses et Tessin méridional. Lexique stratigraphique international, vol. 1 Europe, fasc. 7c

BODMIFLYSCH (†) (Obereocaen ; Helvetikum) P. Beck (1911b) in: Geologie der Gebirge nördlich von Interlaken. Beitr. z. geol. K. Schweiz, N.F., 29: 37-38. Der Name bezieht sich auf die Alp «Bodmi» NE von Habkern im Berner Oberland und speziell auf den vom Augstmatthorn gegen W ausgehenden Grat, der diese Alp abschliesst (LK Bl. Interlaken, Nr. 254, Koord. ca. 676.750 [sic ; korrekterweise: 636.750]/176.750); Geol. Spez. K. Nr. 56a, P. Beck, 1910). [Anmerkung: Es ist zu beachten, dass in derselben Gegend noch eine zweite Alp «Bodmi» existiert, welche in der Zone des subalpinen Randflysches NW unter der Kette des Sigriswilgrates gelegen ist (Koord.: 624/175,5). Es finden sich dort und in der Verlängerung auf Zettenalp inmitten der Flyschzone jene altbekannten grossen Schollen von fossilreichem Lias, welche man auch etwa kurz als «Bodmilias» bezeichnet hat. Sie liegen in einer Umgebung von Flysch von Habkerntypus, mit Kristallinexoten und «Leimern»-Paketen. Ueber die eigentliche Natur dieser Vorkommen (tektonische Schürflinge von Klippenmesozoikum oder «ultrahelvetischem Mesozoikum» oder in Habkernflysch einsedimentierte Schollen von solchem Mesozoikum) liegen noch keine abschliessenden Untersuchungen vor. (Lit. hiezu: C. v. Fischer-Ooster, 1870, 1871; F.J. Kaufmann, 1886: 282-85; P. Beck, 1911: 38, 47, 61; 1912: 126).] Der genannte Grat wird gequert durch die Zone des steilstehenden Alttertiärs, das als normale Bedeckung zu den unterliegenden, ebenfalls steilstehenden Wangschichten im N-Schenkel des Augstmatthorngewölbes gehört. Entsprechend dieser transgressiven Auflagerung auf Wangschichten handelt es sich schon um eine ziemlich südliche Tertiärserie. W. Gigon (1952: 70-73) hat die wenig kontinuierlichen Aufschlüsse derselben neuerdings wieder beschrieben, (vgl. auch l.c. die Profiltafel II, Prof. 4). Es zeigt sich, dass hier eine Wechsellagerung von sandigen Mergeln und Sandstein, welche eine südliche Ausbildung der Hohgantserie darstellt, stellenweise mit der sog. «Basalen Discocyclinenschicht der Hohgantserie» (>>>), teilweise mit glaukonitischen Mergeln mit Wanggeröllen als Transgressionsschicht, auf die Wangschichten transgrediert. Beim letzteren Horizont handelt es sich offenbar um eine Vertretung des «basalpriabonen Grünsandes» (>>>), Während an der Waldegg und beim Küblibad im N-Schenkel der Habkern-Synklinale bereits das «Oberen Lutétien» sich an der Basis des obereocaenen Zyklus der Hohgantserie einschiebt, so greift die letztere Serie am SE-Rand des Golfes, in welchen das «Obere Lutétien» eingelagert ist, neuerdings auf einer Schwelle mit ihren basalen Horizonten wieder bis auf die Kreide über (s. hierüber Art. «Complanatenschicht s.str. (sensu J. Schumacher)»). Die genannte Wechsellagerung verbindet sich nun nach oben mit den Globigerinenmergeln: «Auf die 26 m Mergel mit Sandsteinbänken der Hohgantserie folgen etwa 30 m sandige Mergel, deren Sandgehalt gegen oben allmählich abnimmt und die dann Wängenkalke enthalten». (W. Gigon, L c.: 72). Auf dieses Profil oder wenigstens auf dessen obere Teile bezieht sich offenbar ursprünglich Becks Bezeichnung «Bodmiflysch». Möglicherweise hat er darunter auch noch einen Teil der gegen N anschliessenden, auf diese basale Tertiärserie der Augstmatthornfalte überschobenen Globigerinen-Fleckenmergel der «Habkernflysch»-Serie miteingeschlossen. Von dieser Lokalität «Bodmi» hat Beck dann diese Bezeichnung auf andere Lokalitäten des Gebietes übertragen und beschreibt die Zusammensetzung des «Bodmiflysches» zusammenfassend wie folgt (l.c.: 38): «Stadähnliche, mehr oder weniger sandige, graue Schiefer (Unterbergli - Wehri) mit Einlagerungen von Lithothamnienkalkbänken (Bodmi, Traubach, Bäreney, Sundlauenen), seltener Sandsteinen (Sundlauenen, Traubach) oder Nummulitenkalk (Sundlauenen)» [«Beck meint mit «Bodmiflysch» offenbar dieselben etwas sandigen Schiefer, welche F. J. Kaufmann (1886: 12-13, Tat I, Fig. 7) seinem «Pektinitenschiefer» (sensu 1886: vgl. letzteres Stichwort) zugerechnet hat.»]. Aus dieser Zusammenstellung geht die BECKSche Auffassung seiner Bezeichnung «Bodmiflysch = Unterer Flysch» bereits klarer hervor. Wenn auch nach der obenstehenden Aufzählung verschiedene Dinge darunter vereinigt wurden, welche wir heute getrennt halten, so zeigt sich doch, dass zum grossen Teil darunter die höhere Abteilung der sandigen Globigerinenschiefer der helvetischen Alttertiärschichtreihe, die eigentlichen «Stadschiefer» ( >>>) mit ihren stratigraphischen Einlagerungen von Lithothamnienkalkbänklein («Wängenkalke» >>>) gemeint waren, wie sie vor allem die untere Traubachschlucht oberhalb von Habkern schön aufschliesst. Auch die «Mergelschiefer von Unterbergli» (>>>), welche auf der Sigriswiler Rothorn-Kette normalstratigraphisch nach oben auf den «Ralligmarmor» (>>>) folgen und die man horizontmässig wohl als «Schimbergschiefer» ansehen muss, werden von Beck zum «Bodmiflysch» gerechnet. Ferner werden von ihm auch jene Schiefervorkommen zum «Bodmiflysch» gezählt, welche man im Sundlauenengraben aus der Oberkante des Hohgantsandsteins hervorgehen sieht. Hier nehmen in der Nähe der bedeutenden, intraformationell angelegten Sundlauenen-Verwerfung diese Schiefer tatsächlich brecciösen bis flyschartigen Charakter an, bedingt durch eine intraformationelle Einstreuung des vom Verwerfungskliff abgetragenen Hohgantsandstein-Materials in die Globigerinenschiefer-Serie (C. Colombi, 1960). Weil P. Beck offenkundig noch verschiedene Dinge unter seiner Bezeichnung «Bodmiflysch» vereinigt hat und man ausserdem längstens nicht mehr gewohnt ist, auch die normalen «Globigerinenschiefer» oder «Stadschiefer» unter die Bezeichnung «Flysch» einzubeziehen, so ist die BECKsche Bezeichnung kaum mehr verwendet worden. Nur W. Schneeberger (1927: 67/68) erwähnt sie noch speziell für die Uebergänge von der Hohgantserie in die reinen «Stadschiefer» d. h. für die «Schimbergschiefer» des Typus von Unterbergli («ein Mittelding zwischen Pektiniten- und Stadschiefer», F. J. Kaufmann, 1886: 249) und für die Vorkommen im Sundgraben. Indem Beck diese Ablagerungen noch als «Flysch» und speziell als «Unteren Flysch» bezeichnet hat, so lehnte er sich an die Flyschstratigraphie von F. J. Kaufmann (1872, 1886) an, in welcher die «Stadschiefer» mit Wängenkalken der Alttertiärserie der Randkette zwischen Thunersee und Vierwaldstättersee bereits dem «Flysch» zugerechnet wurden. Und zwar bildeten diese Kleinforaminiferenschiefer, zusammen mit denjenigen des überschobenen «Habkernflysches» der heutigen Nomenklatur, in der vermeintlich einheitlichen Flyschschichtreihe des Inhalts der Habkern-Schlieren-Synklinale nach der Vorstellung von Kaufmann eine untere stratigraphische Abteilung, den sog. «Unteren Flysch» (vgl. dieses Stichwort, sowie «Rigischichten» -»). An diese heute völlig obsoleten Vorstellungen Kaufmanns schliesst sich Beck insofern an, als er die «Stadschiefer» noch als «Flysch» bezeichnet, dagegen fasst er den höheren Teil von Kaufmanns «Unterem Flysch» nun bereits als überschobenen «Klippenflysch» auf. Der Ausdruck «Bodmiflysch» sollte Beck in erster Linie dazu dienen, diese nun erkannte Trennung im sog. «Unteren Flysch Kaufmanns nomenklatorisch zu fixieren, nämlich einen als oberste, jüngste Abteilung noch stratigraphisch zur helvetischen Eocaenschichtreihe gehörigen Komplex zu unterscheiden und abzutrennen von dem aufgeschobenen «Klippenflysch» (P. Beck, 1908, 1911: 40, 50) der «Habkerndecke» (l.c., 1911: 87). Der Standpunkt hat sich hier seither in zwei Richtungen verändert: einerseits subsummieren wir heute die normalen «Stadschiefer» mit «Wängenkalken» aus faziellen Gründen keineswegs mehr unter «Flysch», andererseits ist der überschobene «Habkernflysch» ( >>>) unserer heutigen Nomenklatur für uns nicht mehr «Klippenflysch» und auch nicht Teil einer «Niesen-Habkern-Decke» (P. Beck, 1912), sondern ein auf den Rücken der Wildhorndecke vorgeglittenes, dem Eocaen der letzteren auflagerndes «ultrahelvetisches Divertikel». Ganz abgesehen nun von dem nomenklatorischen Punkt, dass der Ausdruck «Bodmiflysch», weil vieldeutig und für die meisten, von Beck erwähnten Vorkommen zudem faziell unzutreffend, nicht mehr verwendbar ist, so bleibt doch die prinzipielle Frage, ob in diesem Gebiet überhaupt ein echter, zur Eocaenschichtreihe der Wildhorndecke gehöriger «helvetischer Flysch» existiert, noch stets in Diskussion. Hiezu noch die folgenden Angaben: Unter den von Beck für seinen «Bodmiflysch» aufgeführten Vorkommen figuriert auch die Lokalität «Bäreney» (3 km WNW von Habkern, Koord. 629.5/176). Gemeint ist an dieser Stelle offenkundig die sich dort zwischen den «Ralligmarmor» der Hütten von Bärenei und die Basis der oberkretazischen Scholle von «Leimernschichten» des «Guggenhürli», P. 1799,9 sich einschaltende Serie von Mergelschiefern mit Kalksandsteinbänklein (mit jung-obereocaener Mikrofauna der «Wängenkalke»), welche man tatsächlich bereits als «Flysch» beschreiben kann. W. Gigon (1. c.: 86, 92) rechnet nun aber diese Vorkommen schon zu seiner «basalen Flyschschuppe» oder dem «Flysch unter den Leimernschichten» und teilt sie damit bereits auch der, dem normalen Helvetikum der Randkette aufgeschobenen höheren Einheit des «Habkernflysches» zu. Die von Gigon (1. c.: 81 ff.) aufgeführten Argumente, auf Grund welcher die «basale Flyschschuppe», - die er überall dort beginnen lässt, wo sich gegen oben Sandsteinbänklein in die Globigerinenschiefer einzuschalten beginnen -, von den noch zur liegenden normalen Eocaenserie der Randkette gehörigen Globigerinenschiefer abgetrennt werden soll, erscheinen aber dem Referenten als Beweis für einen tektonischen Kontakt nicht zwingend. Auf jeden Fall besteht zwischen den hangenden Globigerinenschiefern mit Sandsteinbänklein und den liegenden mit sandfreien Wängenkalken nach der Mikrofauna kein Altersunterschied. Für den Referenten erscheint es noch stets möglich, dass es sich um einen normalstratigraphischen schliesslichen Uebergang der helvetischen Globigerinenschiefer (Stadschiefer) der Randkettenserie gegen oben in eine flyschartige Fazies handelt, also tatsächlich um die Andeutung eines «helvetischen Flysches» im mittleren Helvetikum. Auch für die analoge «Südelbachserie» ( >>>) des NE-lich benachbarten Gebietes im Rücken der Schrattenfluh, für welche ihr Bearbeiter P. A. Soder (1949: 57 ff.) die Frage der stratigraphischen Zugehörigkeit zur helvetischen Unterlage oder der tektonischen Abtrennung von derselben sehr vorsichtig diskutiert und schliesslich offengelassen hat, scheint mir der Beweis der tektonischen Auflagerung auf Grund der von Gigon vorgebrachten Argumente noch nicht gegeben. Gigon (l.c.: 69) schreibt zusammenfassend zu diesem Punkt: «Für das jüngste Glied des Eozäns haben unsere Untersuchungen ergeben, dass ein Teil von Becks «helvetischem Flysch» schon zum Habkernflysch zu zählen ist. Ueber der Hohgantserie gehören nur noch diejenigen Globigerinenmergel zum helvetischen Eozän, die eingelagerte Lithothamnienriffe (Wängenkalke) aufweisen. Die Globigerinenmergel mit Sandsteinbänken und Lithothamnienbrekzien dagegen sind dem Habkernflysch zuzuordnen. Dadurch wird die von Beck (1911) und Schneeberger (1926) für den beim Helvetikum verbleibenden Teil der Globigerinenmergel verwendete Bezeichnung «Bodmiflysch» überflüssig. Wenn auch der Referent einverstanden ist, dass der letztgenannte Ausdruck wegen seiner Vieldeutigkeit nicht mehr verwendet werden kann, so scheint ihm hinsichtlich der Zugehörigkeit der Vorkommen von Globigerinenmergeln mit Sandsteinbänklein vom Typus Bärenei zur helvetischen Unterlage oder der tektonischen Aufschiebung dieser Vorkommen als «Untere Flyschschuppe» noch stets weitere Abklärung notwendig. Jedenfalls könnte uns der Ausdruck «Südeibachserie» für jene Teile eines mittelhelvetischen «Bodmiflysches» im Sinne von Beck dienen, die tatsächlich faziellen Flyschcharakter haben. Selbst wenn sich ergeben sollte, dass diese Vorkommen gegenüber den liegenden Stadschiefern als Gleitmasse etwas verschoben sind, so muss man mit P. A. Soder (l.c.: 58) feststellen, dass eine solche «aus wohl nicht allzu südlichen, dem Sedimentationsraum des «exotischen Wildflyschs» vorgelagerten Gebieten her, an den Rücken der Niederhorn-Decke herangerutscht wären, um uns hier als grosse Pakete erhalten zu bleiben». (Vgl. zu diesen Fragen auch die Art. «Ultrahelvetischer Flysch (der SW-Schweiz)», Abschn. «Ruhiger Obereocaenflysch»; «Südhelvetischer Flysch (der NE-Schweiz)», «Habkernflysch»). Literatur: L. Rütimeyer (1850), F.J. Kaufmann (1872, 1886), P. Beck (1910, 1911, 1912), J. Boussac (1912), W. Schneeberger (1926), P.A. Soder (1949), M. Führer 1949), W. Gigon (1952).
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