«Oberer Sandstein» (Spirstock-Serie)

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Darstellung und Status

Farbe CMYK
(0%,0%,0%,100%)
Rang
lithostratigraphische Einheit
Gebrauch
Element ist in Gebrauch
Status
informeller Begriff

Nomenklatur

Deutsch
«Oberer Sandstein» (Spirstock-Serie)
Français
«Grès supérieur» (Série du Spirstock)
Historische Varianten

Grès et brèches polygéniques du sommet (Jeannet & Leupold 1935), Spirstock-Gipfelsandstein (Leupold 1943), Obere oder Plattige Sandsteine (Rutsch et al. 1966), Oberer Sandstein (Letsch & Kiefer 2017)

Beschreibung

Beschreibung

Grès calcaires grossiers à gros grains de quartz et Nummulites remaniées, suivis d'une alternance de grès plus ou moins grossiers et de brèches et conglomérats polygéniques.

Mächtigkeit
10-20 m (Letsch & Kiefer 2017)

Paläogeografie und Tektonik

  • Paläogen des Helvetikums
Paläogeografie
Distal NHS (S-Helv.)
Tektonische Einheit (bzw. Überbegriff)

Referenzen

Neubearbeitung
Rutsch R. F., ... (1966) : Alpes suisses et Tessin méridional. Lexique stratigraphique international, vol. 1 Europe, fasc. 7c

SPIRSTOCK-GIPFELSANDSTEIN (Obereocaen ; Helvetikum)

W. Leupold (1943) in: Neue Beobachtungen zur Gliederung der Flyschbildungen der Alpen zwischen Reuss und Rhein. Eclogae geol. Helv., 35/2, 1942: 268.

(Vgl. hiezu als Uebersicht die Art. «Spirstockserie», «Südhelvetischer Flysch (der Zentral- und NE-Schweiz)», «Habkernflysch»).

Es handelt sich um die Schichten, welche den obersten Abschnitt der jüngeren alttertiären Schichtreihe bilden, die am Spirstock (Kt. Schwyz; für die Details der Lokalität s. Art. «Spirstockserie») im Dach der «Einsiedler Nummulitenkalke» (>>>) aufgeschlossen ist. Leupold hat hier zwei Dinge zusammengefasst, welche man im Hinblick auf die noch vorhandene stratigraphische Problematik vorerst noch besser nomenklatorisch getrennt halten muss, wie dies durch A. Jeannet (1941) und neuerdings wieder durch R. Frei geschehen ist. Auch A. Jeannet (1936) hat allerdings diese Gipfelschichten des Spirstocks, als Hangendes seines Komplexes II: «Marnes à galets roulés», unter der Bezeichnung «III: «Grès et brèches polygéniques du sommet, 15-20 m s> zunächst noch zusammengefaßt. Später hat er aber darin detaillierter unterschieden (1941: Tabelle p. 5, Legenden von Taf. V und VI):

b) oben: «Obere Schichten», nämlich: Priabonien

Polygene Breccie und Konglomerat des Gipfels, eingelagert in Grobe und feine Sandsteine, Mergel, Oelquartzit, «Obere Sandsteine, Mergel und Tone», ca. 15 m

a) unten: «Plattige Sandsteine», eine Wandstufe rings unter dem Gipfel bildend. Glaukonitisch, mit kleinen Nummuliten. Diese «Plattigen Sandsteine» liegen den unterliegenden «Blockmergeln» (>>>; mit Geröllen von helvetischen Kreide- und Nummulitenkalken aus der Unterlage) deutlich diskordant auf (A. Jeannet, 1941: 6) und an der scharfen Auflagerungsgrenze findet man ein Schichtlein voll von offenkundig aufgearbeiteten Assilina exponens, Num. «complanata», Num. «Helvetica» (A. Jeannet, 1936: 635, fide Leupold).

P. A. Soder (1949: 59) gibt an, dass in einer Schliffserie aus dem Sandsteinwändehen des Spirstockgipfels (also offenbar aus den «Plattigen Sandsteinen») festzustellen sind: Pellatispira sp., Heterostegina cf. Helvetica Kaufmann, zusammen mit Komponenten von Grünsand, von Urgonkalk und von Oberkreidekalk mit Pithonella ovalis Kaufmann und Globotruncanà lapparenti brot-zen (offenbar noch stets Komponentenmaterial aus der helvetischen Unterlage, wie es in grösseren Geröllen in den unterliegenden «Blockmergeln» vorkommt). Die gennanten Grossforaminiferen sind in den jung-obereocaenen «Wängenkalken» (>>>) in den helvetischen «Stadschiefern» (>>>), sowie in den analogen «Wängenbreccien» (>>>) der «Südeibachserie» (>>> «Ruhiger Obereocaenflysch» der Zentralschweiz) und z.B. im «Südhelvetischen Flysch» (>>>) am Säntis-S-Fuss (s. M. Forrer, 1946, 1949) verbreitet. An dem schon von L. Rollier (1923) anlässlich seiner ersten Mitteilungen über den Spirstock angenommenen priabonen Alter der «Plattigen Sandsteine» und ihrer Verwandtschaft mit den vorgenannten Vorkommen ist nicht zu zweifeln. Zwei Fragen stehen aber hier noch offen:

1. Soll man auch schon die «Blockmergel» der Unterlage mit zu der Serie des priabonen «Südhelvetischen Flysches» rechnen, womit dann der erwähnten diskordanten Auflagerung der «Plattigen Sandsteine» und dem Aufarbeitungshorizont an deren Basis keine besondere Bedeutung zukäme. W. Brückner (1946a) hat schon die «Blockmergel» mit den anderen auffallenden «Konglomeratfunden in den Schiefermergeln des jüngeren helvetischen Eocaens der Zentral- und Ostschweiz» zusammengestellt. Stellen die basalen «Arkosesandsteine» (>>>), welche über Reste von untereocaenen «Einsiedler Nummulitenkalken» seitlich bis auf die Wangschichten-Unterlage übergreifen, die Transgressionsbasis einer einheitlichen obereocaenen «Spirstockserie» dar ?

2. R. Frei hat die Schichten, vom «Arkosesandstein» bis und mit den «Plattigen Sandsteinen», unter diesem Namen >>> «Spirstockserie» zusammengefasst, unter welchem Stichwort man auch weitere stratigraphische Details zusammengestellt findet. Seiner Ansicht nach waren aber die Schichten b) des Gipfelplateaus von dieser Serie auszuschliessen und bereits überschobenem «Habkernflysch» noch südlicherer Herkunft zuzurechnen. In der Tat stellt sich die Frage, ob sich die Serie nor-malstratigraphisch bis in die schon von L. Rollier (1923) bemerkten polygenen Breccien und Konglomerate des Gipfels fortsetzt oder nicht. Das Problem stellt sich aber nicht nur an diesem speziellen Aufschluss, sondern es liegt allgemein im oberen Sihlgebiet über der südhelvetischen Serie mit «Einsiedler Nummulitenkalken» ein nicht sehr mächtiger Schleier von «Habkernflysch» typischer Ausbildung, dessen stratigraphische Zugehörigkeit als jüngster Horizont zu der südhelvetischen Alttertiärunterlage zum mindesten nicht ohne weiteres als ausgeschlossen betrachtet werden kann. Dasselbe Problem besteht auch anderswo in analoger Weise: so enthält die, mit der Spirstockserie vergleichbare ruhige obereocaene «Südeibachserie», welche in der Habkern-Schlieren-Synklinale den klassischen «Habkernflysch» unterlagert, ihrerseits schon nahe der Basis bereits polygene Breccien, die P.A. Soder (1949: 56, 59) mit denjenigen des Spirstock-Gipfels verglichen hat. Für das westliche Berner Oberland wird von H. Furrer (1962: 23) unterstrichen, dass schon über dem südlichen Rücken der Wildhorndecke in die Globigerinenschiefer Blockmassen von helvetischen Kreidekalken der Unterlage sich einschalten und dass am Ammertengrat in deren Begleitung bereits auch granitische Breccien gefunden werden. In den zugehörigen Profilen und dem Geol. Atlasbl. «Gemmi» werden diese Partien an der letzteren Lokalität noch dem Flysch der Plaine-Morte-Decke zugeschrieben; aber auch in diesem Falle würde sich ergeben, dass der im übrigen sonst nur helvetische Kalkkomponenten enthaltende «Ruhige Obereocaenflysch» dieser tiefsten ultrahelvetischen Einheit ausnahmsweise doch auch schon Granitbreccien enthalten kann. (s. zu diesen Vergleichspunkten den Art. «Flysch, Ultrahelvetischer (der SW-Schweiz)»). Da gegen die NE-Schweiz alle isopischen Zonen des Alttertiärs auf dem Rücken der helvetischen Hauptdecke gegen deren Stirnrand vorrücken, so ist es durchaus möglich, dass auch die eigentliche Ablagerungszone des «Habkernflysches» bis auf die südlichen Rückenteile dieser Decke und in den Bereich vorrückt, wo die Tertiärbasis durch die paleocaen-untereocaenen «Einsiedler Nummulitenkalke» gebildet wird (zu dem Verhältnis des «Habkernflysches» zu der letzteren Fazieszone vgl. auch die Art. «Einsiedler Flysch», «Südhelvetischer Flysch (der Zentral-und NE-Schweiz)» und «Habkernflysch»).

Literatur: F.J. Kaufmann (1877), L. Rollier (1923), A. Jeannet, W. Leupold & P.D. Bück (1935), A. Jeannet (1936, 1941), W. Leupold (1943), W. Brückner (1946a), P.A. Soder (1949), H. Furrer & al. (1956), H. Furrer (1962), R. Frei (1963).

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